Startseite | Kontakt | Über uns

Artikel / Berichte

Formate und Varianten
Magic Karten Beobachtungsliste 
magicspielen.de Team
10.06.2012
Das Tolle an Magic: The Gathering ist, dass es nicht ein einzelnes Spiel darstellt, sondern ganz viele Spiele in einem!
Es gibt zahlreiche Formate, unzählige Varianten und ständig kommen neue hinzu. Viele Spielergruppen entwickeln ihre eigenen Spielweisen und stellen Hausregeln auf. Magic ist nicht gleich Magic, und „in der Szene“ wird selten davon gesprochen, dass man sich simpel zum Magic-Spielen trifft. (Diese Formulierung wird bloß Außenstehenden gegenüber gebraucht.) Stattdessen trifft man sich zum Standardzocken oder zum Draft, für eine Commander-Runde oder für Sealed Deck.


Die Vielzahl an Spielformen macht es entsprechend schwierig, eine guten Überblick zu geben, und eine vollständige Auflistung ist gar ein Ding der Unmöglichkeit. Trotzdem gibt es verschiedene Spielarten, die sich als besonders populär erwiesen haben und häufiger praktiziert werden als andere.


Warum überhaupt solche Extraregeln?

Wenn ihr gleichzeitig mit ein paar Freunden angefangen habt, dann spricht selbstverständlich überhaupt nichts dagegen, dass einfach jeder von euch mit den Decks spielt, die er oder sie nun mal hat. Tatsächlich haben die meisten Spieler genau so angefangen und da muss man sich keineswegs Sorgen um irgendwelche Formatbeschränkungen machen. Früher oder später kann es allerdings passieren, dass man auf einen Gegner trifft, dessen Sammlung so riesig ist und der schon so viele Jahre dabei ist, dass man gegen seine Decks buchstäblich chancenlos ist. Vielleicht kann man sich von dem dann ein überzähliges Deck ausleihen und ein paar wertvolle Tipps abholen, aber letztlich ist das natürlich nicht Sinn der Sache.


An dieser Stelle kommen Formate ins Spiel. Es werden hier mehr oder weniger enge Grenzen gesetzt, was erlaubt ist und was nicht. Es geht darum, ein ebenes Spielfeld zu schaffen, bei dem sich verschiedene Spieler mit verschiedenen Mitteln dennoch auf Augenhöhe begegnen können. Es geht um einen fairen Wettkampf!


Constructed? Limited?

Mit die wichtigste Unterscheidung, die gemacht wird, ist die zwischen Constructed und Limited. Beides sind lediglich Oberbegriffe, die mehrere Formate umfassen, welche ihrerseits Sonderregeln befolgen. Alle Constructed-Formate haben jedoch gemeinsame Merkmale, ebenso wie auch Limited-Formate.

Constructed: Hier bringt jeder Mitspieler ein fertiges Deck von zu Hause mit. In der Regel muss dieses Deck aus mindestens 60 Karten bestehen und darf keine Karte außer Standardländern öfter als viermal enthalten.
P
Limited: Hier öffnen die Mitspieler vor Spielbeginn eine bestimmte Anzahl frischer Boosterpackungen und konstruieren ein Deck aus den so erhaltenen Karten sowie aus beliebig vielen Standardländern. In der Regel muss dieses Deck aus mindestens 40 Karten bestehen, ein Vierer-Limit gibt es nicht.


Sideboard?

Hinter diesem Begriff verbirgt sich ein mehr oder weniger kleiner Zusatz eures Decks, mit dem ihr euer Deck vor dem zweiten und dritten Spiel eines Matchs verändern dürft. Allermeistens besteht ein Aufeinandertreffen zwischen zwei Spielern (ein Match) nämlich nicht aus einem einzigen Spiel, sondern aus bis zu dreien. Das zweite und gegebenenfalls das dritte Spiel darf jeweils derjenige anfangen, der das vorige verloren hat (beim ersten entscheidet ein Würfelwurf, wer die Wahl hat); das Match gewinnt derjenige, der zwei Spiele gewinnt.

Bei Constructed-Formaten dürft ihr zusätzlich zu euren 60 Karten ein Sideboard von 15 Karten mitbringen und vor dem zweiten und dritten Spiel eines Matchs Karten aus eurem Deck eins zu eins gegen Karten aus eurem Sideboard austauschen, um euch besser auf die Strategie eures Gegners einzustellen. Vor jedem neuen Match müsst ihr euer Deck jedoch wieder in den Ursprungszustand zurückversetzen.
P
Bei Limited-Formaten ergeben alle Karten, die ihr bekommen, aber nicht in euer Deck gesteckt habt, automatisch euer Sideboard. Wiederum könnt ihr vor dem zweiten und dritten Spiel eines Matchs Karten einwechseln, im Gegensatz zum Constructed könnt ihr auch einfach welche hinzufügen oder ersatzlos entfernen. (Euer Deck muss allerdings weiterhin mindestens 40 Karten enthalten.) Ihr könnt dabei sogar beliebig viele zusätzliche Standardländer oder Standardländer einer anderen Sorte verwenden und bei manchen Limited-Veranstaltungen müsst ihr euer Deck hinterher nicht einmal wieder in den Ursprungszustand zurückversetzen. (Fragt dazu aber auf jeden Fall einen Verantwortlichen!)


Die wichtigsten Turnierformate

Besonders relevant sind faire Wettkampfbedingungen natürlich bei Wettkämpfen. Im Folgenden stellen wir euch die vier Formate vor, die für offizielle Turniere am häufigsten verwendet werden, aber auch in zahllosen Runden überall auf der Welt gerne gespielt werden.


Standard: Bei diesem Constructed-Format sind ausschließlich Karten erlaubt, die grob im Zeitraum der letzten gut ein bis knapp zwei Jahre in einem regulären Set erschienen sind. Jedes Jahr im Herbst erscheint ein neues großes Set und zeitgleich gibt es im Standard eine sogenannte Rotation. Das heißt, alle Karten des vorletzten Jahreszeitraums sind fortan nicht mehr zugelassen, dafür kommen die jetzt brandneuen Karten hinzu. Über Winter, Frühjahr und Sommer stoßen weitere Sets hinzu, bis Standard im Herbst dann wieder rotiert. Übrigens ist nur entscheidend, ob eine Karte in einem der zugelassen Sets vorhanden ist. Ist sie das, sind auch ältere Karten mit demselben (englischen) Namen erlaubt. Alle paar Jahre kommt es einmal vor, dass eine bestimmte Karte oder Kartenkombination sich im Kontext des aktuellen Standards als zu stark, zu dominant erweist und verboten werden muss. Sowohl über die möglicherweise verbotenen Karten als auch darüber, welche Sets gegenwärtig und zukünftig zugelassen sind, kann man sich prima auf der offiziellen Seite informieren.

Modern: Bei diesem Constructed-Format sind ausschließlich Karten erlaubt, die seit dem Set Mirrodin beziehungsweise seit der Achten Edition in einem regulären Set erschienen sind. Es gibt keine Rotation, es kommen aber immer neue Karten hinzu. Auch hier gibt es eine Liste verbotener Karten, die ohne Rotation allerdings unbefristet gilt, auch hier gibt es eine offizielle Seite.

Sealed Deck: Bei diesem Limited-Format erhält jeder Spieler sechs Boosterpackungen. Daraus baut jeder sein Deck gemäß den allgemeinen Limited-Regeln (siehe oben). Das ist eine sehr simple Variante, nicht sehr aufwendig, weder in der Vorbereitung noch in der Durchführung, und außerdem eine wunderbare Gelegenheit gerade für Einsteiger, sich einerseits unter gleichen Bedingungen mit anderen zu messen, andererseits neue Karten für die eigene Sammlung zu erhalten!

Boosterdraft: Bei diesem Limited-Format, was sich für Gruppen ab sechs Spielern eignet und am besten mit genau acht funktioniert, erhält jeder drei Boosterpackungen. Die werden allerdings nicht einfach geöffnet, sondern „verdraftet“. Das geht folgendermaßen: Die Spieler setzen sich alle gemeinsam an einen Tisch (bei zwölf oder mehr gegebenenfalls an zwei Tische) und öffnen alle gleichzeitig ihren ersten Booster. Jeder darf sich nur seinen eigenen Booster ansehen, nicht die der anderen. Jetzt nimmt jeder daraus verdeckt eine Karte und gibt die restlichen Karten an seinen linken Nachbarn weiter. Aus den Karten, die man auf diese Weise von seinem rechten Nachbarn bekommen hat, nimmt man wieder eine Karte und legt sie verdeckt zu seiner ersten genommenen Karte. Diesen Vorgang (eine Karte nehmen, den Rest weitergeben) wiederholt man bis alle Karten der ersten Boosterpackungen aller Spieler weg sind. Nun geht es weiter mit dem zweiten Booster, auf dieselbe Art, mit dem einzigen Unterschied, dass man diesmal die Karten nach rechts weitergibt. Zum Schluss des Drafts kommt Booster Nummer 3 an die Reihe und dabei werden die Karten erneut nach links weitergegeben. Anschließend baut jeder aus seinen gedrafteten Karten ein Deck gemäß den allgemeinen Limited-Regeln (siehe oben).

Booster 1 und Booster 3:

Booster 2:



Ist das schon alles?

Nein, auf keinen Fall! Diese vier Spielformen haben sich zwar als ausgewogen und unterhaltsam bewährt und stellen eine gute Einigung zwischen etlichen unterschiedlichen Ansichten und Vorlieben dar, wie so oft ist der Konsens aber bloß der kleinsten gemeinsame Nenner. In künftigen Artikeln wird unser Torben Thies sich vor allem mit den ausgeflippteren Varianten des Spaßspiels befassen. Schaut also öfter mal wieder rein, hier auf magicspielen.de!