Artikel / Berichte
Die Wahl ist gelaufen, Deutschland euphorisch Schrägstrich ernüchtert und wir können uns wieder dem widmen, was wirklich unser Leben bestimmt: Magic! Natürlich könnte ich euch ein Themendeck zur großen Koalition bauen, aber Kaervek hat beim letzten Mal genau diese Farbkombination abgedeckt. Deswegen betreibe ich heute lieber ein wenig Realitätsflucht und begebe mich in blaue Gefilde (wobei spitze Zungen behaupten, die Partei, die durch Blau repräsentiert wird, könne man mit Realitätsflucht ganz gut beschreiben). Ebenfalls dieses Wochenende stattgefunden hat das Theros-Prerelease und obwohl ich ein Exemplar von ihr geöffnet habe, lasse ich meine Thassa Talrand, Sky Summoner
Für alle Inselliebhaber dürfte dieses Deck ein feuchter Traum sein. Es neutralisiert ein wenig, gräbt sich durch die Bibliothek und beschäftigt sich vor allem mit sich selbst. (LSV hat diese Spielweise unter dem Begriff „to durdle“ kultiviert.) Ganz so einfach lässt es sich dennoch nicht in eine Schublade stecken, denn es verfügt über zwei grundverschiedene Modi Operandi. Im einen, den ich eben schon angedeutet habe, zielt man auf das lange Spiel und versucht, Talrand erst spät, aber gut abgesichert durchzubringen. Der zweite Weg zum Sieg ist der, der weitaus mehr Spaß macht, aber ein gutes Gespür dafür voraussetzt, welche Art von Spiel man gerade spielt. Hier wird Talrand vorzugsweise durch Manabeschleunigung früh involviert und anschließend mit günstigen Sprüchen nur so um sich geworfen, um schnell eine beachtliche Anzahl an Spielsteinen zu erstellen. Ihr könnt euch sicherlich vorstellen, dass diese Magic-Version des All-In schnell nach hinten losgehen kann. Nach ein paar Partien mit dem Deck werdet ihr allerdings schnell ein Bauchgefühl dafür bekommen, welche Spielweise gerade angebracht ist. Okay, dann brechen wir das Deck mal auf seine Kernkomponenten herunter. Ich habe übrigens mein System ein wenig geändert und die Karten, ausgenommen Länder, oben in der Deckliste gleich nach Kategorien geordnet. So muss ich sie nicht doppelt aufzählen und ihr habt einen kompakteren Überblick. Billig und selbstersetzend Die Sprüche in dieser Kategorie bilden das Zentrum meiner deckbautechnischen Überlegungen. Mein erster Gedanke auf dem Weg zu diesem Deck war: „Hey, was wäre, wenn ich Talrand mit billigen Kartenziehsprüchen kombiniere?“ Ich bin ein kreatives Genie, ich weiß. Normalerweise entwickeln Commanderlisten bei mir nach einiger Zeit ein Eigenleben und entfernen sich oft von der Anfangsprämisse, aber diesmal konnte ich dem Grundprinzip ziemlich treu bleiben. Deshalb finden sich hier auch immer noch 16 Cantrips, die ein oder zwei Mana kosten. Für alle Unwissenden, die ihr Magic-Vokabular erweitern möchten: Cantrips sind Sprüche, die sich durch das Ziehen einer Karte selbst ersetzen, aber keinen Kartenvorteil generieren. Obwohl die Cantrips so günstig sind, ist es meistens falsch, sie früh zu spielen. Sprüche wie Serum Visions Zieh mehr, Mann! Zehn Karten in dieser Liste lassen euch tiefer graben als die Cantrips oben und generieren oft noch Kartenvorteil. Warum das gut ist, brauche ich euch wahrscheinlich nicht langwierig zu erklären. Wer mehr Karten hat, hat mehr Optionen und gewinnt öfter. So einfach ist das. Interessant ist allerdings, dass ich nach und nach die großen Kartenziehsprüche aus dem Deck aussortiert habe, weil ich gemerkt habe, dass ich viel zu selten dazu komme, sie einzusetzen. Solltet ihr euch aber öfter an einem Punkt wiederfinden, an dem ihr Tidings Wieder gilt hier: Die Karten, die tief graben, aber keinen Kartenvorteil erzeugen, solltet ihr so spät wie möglich einsetzen. Wenn ihr mit Shrine of Piercing Vision Wehrhaft Ein Glück, dass es Magic schon so lange gibt und der Kartenpool so riesig ist. Vor einiger Zeit war so ziemlich die einzige Möglichkeit für blaue Decks, mit Problemen umzugehen, sie zu neutralisieren. Diese Herangehensweise findet sich in Form von sieben Gegenzaubern (zwei davon gratis, damit ihr euch für Talrand auch mal austappen könnt) auch hier wieder, ist allerdings bei Weitem nicht das einzige Mittel, um sich zur Wehr zu setzen. Na gut, ich gebe zu, dass Blau mit eiskaltem Mord immer noch wenig am Hut hat. Aber mit ein paar Bounce-Sprüchen könnt ihr euch gut Zeit verschaffen, während das Trio aus Rapid Hybridization Das Paket an Antworten wird abgerundet von Karten, die sich um Dinge kümmern, die nur schwer (lies: nicht) neutralisiert werden können: Länder und der Friedhof. Erstere werden von den eigenen Ländern in Form von Strip Mine Alternative für Talrand Auf den ersten Blick mag dieses Deck ziemlich engstirnig aussehen. Kann man wirklich gewinnen, wenn man Scheuklappen aufsetzt und sich einzig und allein auf Talrand verlässt? Jein. Ihr werdet öfter, als ihr glaubt, erfolgreich diesen Weg einschlagen. Trotzdem ist es sinnvoll, Zugriff auf ein paar Alternativen zu haben, wenn der Luftweg aus dem ein oder anderen Grund blockiert sein sollte. Eine große Stärke des Decks ist beispielsweise die Fähigkeit, sich die gegnerischen Ressourcen zunutze zu machen. Was haltet ihr davon, euch die beste Kreatur mit Bribery Diverse Spielereien Zu guter Letzt stelle ich euch noch ein paar Aspekte vor, die nirgendwo so richtig hineinpassen, aber doch eine Erwähnung wert sind. Das bedeutet nicht, dass es sich dabei um inessenzielle Teile handelt. Besonders deutlich wird das bei den vier Manasteinen, von denen ich eigentlich noch viel mehr im Deck haben müsste. Immer wenn ich früh beschleunigen kann, habe ich das Gefühl, dass die Spiele viel besser laufen. Dementsprechend müsste ich diese Kategorie deutlich aufstocken, finde im Moment bloß keinen Platz. Wenn ihr welchen seht, wisst ihr, wofür ihr ihn nutzen könnt. Die einzigen beiden Nicht-Kommandeur-Kreaturen Snapcaster Mage Sunder Ein weiteres schönes Argument für Talrand ist übrigens, dass das Deck vergleichsweise günstig ist und auch mein bescheidenes Studentenbudget nicht überfordert (okay, ich hatte fast alles noch herumliegen). Wenn euch aber der Sinn nach stärkeren Optionen steht, könnt ihr ruhig mit Force of Will |