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Artikel / Berichte

Aristokraten im Sommer 2013
Magic Karten Beobachtungsliste 
Henning Kurella
09.08.2013
Heute möchte ich euch das Junk-Aristocrats-Deck zeigen und wie es im Juni/Juli 2013 im Standard gespielt wurde …
Zunächst brauchen wir einen kleinen Überblick über das aktuelle Standardformat, um zu verstehen wovon wir sprechen. Junk (Grün/Weiß/Schwarz) ist derzeit eine sehr beliebte Farbkombination. Schwarz sorgt für gute Kreaturenzerstörer und mächtige bleibende Karten. Grün hilft mit Manabeschleunigung und gibt Mittelstreckendecks die nötige Power. Hier und da findet sich auch die ein oder andere aggressive oder mächtige Karte. Weiß hingegen ist defensiv, bringt Lebenspunkte und Schutz. Ferner wird Kartenvorteil generiert. In dieser Kombination lassen sich Pakete schnüren, mit denen man schnell auf tödliche Boardsituationen kommt, ohne zuvor überrannt oder zu sehr unter Druck gesetzt worden zu sein. Aber auch Rot ist eine gut spielbare Farbe, da hier die nötige Reichweite erzeugt wird, dem Gegner oder dessen Kreaturen direkten Schaden zuzufügen oder Kreaturen mit Eile zu beschwören. Daher gibt es auch viele gute und erfolgreiche Decks, die entweder auf Weiß oder auf Grün verzichten, um Rot mit aufzunehmen. Je nach Zweck und Ziel des Decks.

Nun, das sind recht allgemeine Worte. Jetzt müsste ich eigentlich Blau hervorheben und sagen, dass man hier tolle Gegenzauber, Kontrollzauber und fliegende Kreaturen findet, aber leider ist Blau im Moment keine gute Alternative, wenn man nicht unbedingt harte Kontrolle spielen möchte. Cavern of Souls macht Blau das Leben schwer. Tempodecks spielen sehr effektive Kreaturen, die um ein oder zwei Mana günstiger sind als ein Dissipate. Sieht man genauer hin, wird man feststellen, dass Kontrolldecks auf Rot oder Schwarz angewiesen sind, um im Aggromatchup gut dazustehen. Rein blau-weiße Decks, wie sie im Moment auch gespielt werden, hinken hier ein wenig hinterher.

Junk-Aristocrats ist nun eher ein Tempodeck und bedient sich daher weniger bei reinem Grün als an Selesnya und Golgari. Der Schwarzanteil im Deck fügt einige fiese Tricks hinzu und weiße Karten schützen den eigenen Plan oder geben den nötigen Nachdruck. Aber worum geht es eigentlich bei diesem Deck? Dazu hole ich lieber ein wenig aus, damit wir verstehen warum eben genau diese Karten in diesem Deck stecken.


Den Ursprung machte ein schwarz-weiß-rotes Aristokratendeck, welches mit etlichen günstigen Kreaturen wie Lingering Souls, Doomed Traveler, Champion of the Parish loslegte; Falkenrath Aristocrat und Cartel Aristocrat fanden so ganz viel Opfermaterial, um sich zu schützen, und nebenbei produzierte Skirsdag High Priest reihenweise 5/5-Demon-Tokens. Das Deck war ein Konter für die damals so populären Decks mit Boros Reckoner, obwohl es selbst vier Reckoner mitbrachte. Es gewann die Pro Tour im Standard, das wahrscheinlich härteste Magic-Turnier im Format überhaupt.

The Aristocrats, Februar 2013

4 Godless Shrine
4 Blood Crypt
4 Sacred Foundry
4 Isolated Chapel
3 Plains
3 Cavern of Souls
1 Clifftop Retreat
1 Vault of the Archangel

4 Doomed Traveler
4 Champion of the Parish
4 Cartel Aristocrat
2 Skirsdag High Priest
3 Knight of Infamy
2 Silverblade Paladin
4 Boros Reckoner
4 Falkenrath Aristocrat
1 Restoration Angel
2 Zealous Conscripts


2 Lingering Souls
4 Orzhov Charm

Sideboard:

2 Lingering Souls
2 Blasphemous Act
2 Rest in Peace
2 Sorin, Lord of Innistrad
2 Obzedat, Ghost Council
1 Skirsdag High Priest
3 Tragic Slip
1 Mentor of the Meek


Die Deckliste war in aller Munde, veränderte sich allerdings schon bald zum sogenannten „Act 2“, die bis heute noch in geringem Maße, aber mitunter erfolgreich gespielt wird.


4 Sacred Foundry
4 Godless Shrine
4 Dragonskull Summit
4 Blood Crypt
3 Isolated Chapel
2 Clifftop Retreat
2 Cavern of Souls
1 Plains

4 Falkenrath Aristocrat
4 Doomed Traveler
4 Cartel Aristocrat
4 Boros Reckoner
4 Blood Artist
3 Skirsdag High Priest
1 Zealous Conscripts


4 Tragic Slip
4 Lingering Souls
3 Blasphemous Act
1 Dreadbore

Sideboard:

1 Dreadbore
3 Mark of Mutiny
2 Mizzium Mortars
2 Obzedat, Ghost Council
3 Sin Collector
2 Slaughter Games
2 Warleader's Helix


Der Fokus auf Skirsdag High Priest und Obzedat, Ghost Council war gestiegen. Blood Artist wurde in das Deck eingefügt, um Supreme Verdict abzuwerten und Kämpfe um das Board zum eigenen Vorteil zu kippen. Dazu wurde Blasphemous Act ins Hauptdeck verlegt und gab dem neuen Aristokratendeck jetzt seinen Namen.

Dann kam Dragon's Maze und brachte Voice of Resurgence und Varolz, the Scar-Striped, mächtige Kreaturen, die ebenfalls hervorragend zu den bestehenden Opfersynergien passten. Man entfernte Rot aus dem Deck und ersetzte es durch Grün. Blasphemous Act ist eine starke, aber dennoch unsichere Siegoption, wie sich nach vielen Spielen von Act 2 herausstellte. Rote Aggrodecks überrennen Act 2 recht häufig, wenn Boros Reckoner nicht zeitig erscheint. Das ist hier anders. Die folgende Liste hat eine niedrigere Manakurve und liegt auch gegen rote Aggrodecks auf dem Spielfeld nicht zu weit hinten. Voice of Resurgence wird schnell geopfert, um den */*-Elementar-Spielstein zu erhalten und einen Fattie in den ersten Zügen auf dem Spielfeld zu haben. Gavony Township und Varolz, the Scar-Striped werten die billigen Kreaturen später auf und gewinnen das Spiel.

Junk-Aristocrats, Juni 2013

4 Woodland Cemetery
2 Gavony Township
4 Isolated Chapel
2 Sunpetal Grove
4 Godless Shrine
4 Overgrown Tomb
4 Temple Garden
1 Swamp

3 Varolz, the Scar-Striped
4 Voice of Resurgence
4 Cartel Aristocrat
4 Blood Artist
2 Young Wolf
3 Skirsdag High Priest
4 Doomed Traveler


3 Sorin, Lord of Innistrad
4 Lingering Souls
4 Tragic Slip

Sideboard:

3 Sin Collector
3 Unflinching Courage
4 Deathrite Shaman
1 Appetite for Brains
2 Garruk Relentless
(Garruk, the Veil-Cursed)
2 Abrupt Decay


Diese Deckliste sorgte für einige Furore und ist aktuell eines der erfolgreichsten Decks im Format. Garruk Relentless verdient an dieser Stelle eine gesonderte Erwähnung. Der grüne Planeswalker war selten in einem Deck unangebracht, aber hier entfaltet er erst seine wahre Natur! Geschützt durch Geisterspielsteine erzeugt dieser kleine Garruk in windeseile Mehrwert, überschwemmt das Spielfeld mit Spielsteinen und sucht einem nahezu jede beliebige Siegoptionen aus dem Deck, während der Gegner noch mit Blood Artist oder Skirsdag High Priest beschäftigt ist. Daher fand Garruk nun ein paar Wochen später seinen Weg auch ins Hauptdeck.

Das Sideboard der Aristokraten ist gewohnt effektiv. Duress, Sin Collector und Appetite for Brains entsorgen Problemkarten aus der gegnerischen Hand; zwei weitere Exemplare von Obzedat, Ghost Council machen den Kampf gegen Kontrolle einfacher; Deathrite Shaman beschneidet Reanimator.

Hier meine eigene aktuelle Version:


4 Woodland Cemetery
4 Temple Garden
4 Overgrown Tomb
4 Isolated Chapel
4 Godless Shrine
3 Sunpetal Grove
2 Gavony Township

4 Voice of Resurgence
4 Skirsdag High Priest
4 Doomed Traveler
4 Cartel Aristocrat
4 Blood Artist
3 Varolz, the Scar-Striped
1 Obzedat, Ghost Council


4 Tragic Slip
4 Lingering Souls
2 Garruk Relentless
(Garruk, the Veil-Cursed)
1 Sorin, Lord of Innistrad

Sideboard:

2 Obzedat, Ghost Council
1 Abrupt Decay
2 Appetite for Brains
3 Deathrite Shaman
2 Duress
3 Intangible Virtue
2 Sin Collector


Intangible Virtue ist eine Karte für das Match gegen andere Junk-Aristokraten oder Curse of Death's Hold, denn diese Karte ist für mitunter der beste Konter gegen die Aristokraten. Der Fluch liegt auch außerhalb der Reichweite von Abrupt Decay und ist für die Aristokraten quasi nicht mehr zu entfernen. Neue Spielsteine von Lingering Souls oder Doomed Traveler wandern ohne Intangible Virtue unter dem Fluch direkt in den Friedhof, lösen aber immerhin Morbide-Effekte noch einmal aus. Aber auch Rest in Peace ist eine absolute Killerkarte gegen Junk-Aristokraten, da hier das Exil als Zielzone für vernichtete Kreaturen gilt. Morbide wird so nicht ausgelöst, der Hohepriester wird zu einem unspektakulären 1/2-Mann für zwei Mana und Tragic Slip ist bestenfalls noch als Kampftrick zu gebrauchen. Entsprechend sind Rest in Peace und Curse of Death's Hold die ersten Ziele für Duress respektive Appetite for Brains.

Decks ohne Kreaturenzerstörung haben es sehr schwer gegen die Aristokraten, da dann Blood Artist und Skirsdag High Priest ungestört wüten können. Doom Blade ist hier keine Option, Abrupt Decay, Pillar of Flame und Putrefy sind sicher die gängisten Kreaturenzerstörer und arge Feinde des Decks. Liegt erst einmal der Artist, ist es wichtig den potenziellen Schaden bei maximaler Nutzung ständig im Auge zu behalten.

Wie komplex Spiele mit oder gegen Junk-Aristocrats sind, sollte man nie unterschätzen. Grundregel ist, seine Lebenspunkte so hoch zu halten wie möglich, bist man genug Antworten gefunden hat. Es ist unheimlich schwer, alle Optionen zu erkennen und dann die beste davon zu wählen. Nicht selten enden Spiele mit einem zweiten Blood Artist und der Opferung von einem Haufen Kreaturen seitens des Aristokraten. Oder Varolz betritt die Spielfläche und macht alle Kreaturen ziemlich groß. Oder jeden Zug werden 5/5-Dämonen durch den Hohepriester beschworen. Oder ein Cartel Aristocrat greift unblockbar an. Oder Gavony Township macht ein paar Spielsteine immer größer, bis sie den Gegner überrennen. Oder ein riesiges Elementarwesen von Voice of Resurgence überragt einfach alles andere. Oder, oder, oder. Das Deck ist vielseitig und schwer zu spielen. Eine echte Herausforderung. Wer sich dieser Stellen möchte, hat mit Junk-Aristocrats sicher das bisher interessanteste Deck des Jahres zur Auswahl. Dringend mal ausprobieren!

Wie geht es mit M14 nun weiter?


Eventuell könnte Archangel of Thune das Deck ergänzen. Scavenging Ooze? Könnte Deathrite Shaman im Sideboard ersetzen, um dann ferner auch mit dem Archangel in Kombination zu treten. Fraglich ist, ob es sich lohnt, die Manakurve dafür zu heben. Wie es aber wirklich weitergeht, wird uns nur die Zeit verraten können.

In diesem Sinne bis zum nächsten Artikel
Henning