Artikel / Berichte
Dieses Mal wird es um die Gestaltung eines guten Sideboards gehen … Ich hatte ja schon einen Artikel über Sideboards geschrieben, der allerdings eher allgemein gehalten war und den Begriff Sideboard näherbringen sollte. Wenn ihr also noch ein wenig wackelig seid, was Sideboards angeht, schaut zuerst hier rein. Da ich selbst in den letzten Wochen Reanimator spiele, bringe ich im Laufe dieses Artikels ständig Beispiele aus diesem Deck zur Veranschaulichung. Wenn ihr noch einmal sehen wollt, was es mit dem Deck auf sich hat, dann guckt hier. ![]() Oft beginnt ein Deck mit einer Idee. Naya-Blitz zum Beispiel entstand aus dem Wunsch heraus, mit Burning-Tree Emissary Wenn wir nun also über das Sideboard unseres Decks nachdenken, müssen wir im Hinterkopf behalten, dass wir die Idee unseres Decks erhalten sollen. Die Engine unseres Decks muss erhalten bleiben. Sollte unsere Engine klein oder flexibel sein, dann spricht nichts dagegen, die Engine auch einfach zu tauschen. In nur wenigen Fall wollen wir die Engine aber zerstören, beschneiden oder auswechseln müssen. Je weniger wir an der Engine herumbasteln wollen, desto einfacher und effektiver sind Sideboardpläne. ![]() Pläne, das ist richtig! Wer ein FNM oder größere Turniere gewinnen will, der braucht einen Sideboardplan. Aber wie funktioniert das? Man überlegt sich zunächst, welche Karten das eigene Deck verlassen müssen, welche Karten das Deck verlassen sollen und welche es verlassen könnten. Diese Unterscheidung gibt einem einen Eindruck, wie viele Karten nach dem Sideboard ersetzt werden können. Reanimator verzichtet gegen Control gerne auf kleinere Kreaturen. Gegen Aggrodecks entfernt man gerne Craterhoof Behemoth Je nachdem, gegen welche Decks man erwartet zu spielen, kann die resultierende Tabelle größer oder kleiner werden. Aggressive Decks haben meist relativ kurze Sideboardpläne, doch hier darf man sich nicht täuschen. Bei Aggrodecks kommt es auf jeden Schadenspunkt an, sodass ein guter Sideboardplan hier ebenso wichtig ist wie bei langsameren Decks. Im Fall von Reanimtor habe ich oft ein paar Karten der Engine als vakant markiert. Wieso? Man darf nicht vergessen, dass der Gegner nach dem Sideboard beginnt, die eigene Engine anzugreifen, zum Beispiel mit Purify the Grave An dieser Stelle kann man auch ein wenig mehr über sein Deck erfahren. Wenn man zum Beispiel eine bestimmte Karte eher oft aus dem Deck entfernen will, sollte man sich fragen, wieso. Was stimmt mit der Karte nicht? Warum haben wir sie dann im Deck? Fliegt etwa der 3-Drop häufig raus, könnte man darüber nachdenken, von vornherein nur zwei oder drei Exemplare zu spielen und dafür eine Alternative zu suchen, die das Deck verstärkt. Auf der anderen Seite kann es natürlich auch sein, dass eine Karte gegen einen unbekannten Gegner durchaus das Optimum darstellt und wirklich erst nach dem Sideboarden durch Besseres zu ersetzen ist. ![]() Als Nächstes ist es sinnvoll einzuschätzen, wie wichtig die einzelnen Decks sind, die man bei seinen Gegnern erwartet. Trifft man oft auf Aggrodecks und es gibt auf dem eigenen FNM nur einen der Kontrolle spielt? Dann ist es wichtiger, einen starken Sideboardplan gegen Aggro zu haben. Eventuell möchte man sogar eine der teuren Kreaturen, die gegen Aggro immer aus dem Deck gehen, ins Sideboard legen, um bereits im ersten Spiel besser gegen Aggro dazustehen. Vielleicht ist der eine Kontrollspieler aber sehr, sehr gut und häufig im Finale. Wollen wir ihn also auf jeden Fall schlagen? Dann brauchen wir einen guten Plan gegen sein Deck, ohne dass häufige Aggromatchup zu zerstören. Jetzt ist Erfahrung gefragt. Wer sein Deck ein wenig kennt, der wird hier sicher viele neue Ideen finden, die das eigene Deck vor und nach dem Sideboard verstärken können. Der letzte Schritt ist der schönste, wie ich finde. Jetzt kann man den Gatherer heranziehen und nach Karten suchen, die gegen spezielle Feinde fantastisch sind. Hat man Probleme mit Champion of the Parish Auf einmal ist die Auswahl der 15 Karten im Sideboard sehr viel einfacher als zuvor. Es wird nicht mehr vorkommen, dass man zum Sideboard greift, zehn Karten auf den Tisch legt, die man gerne spielen möchte und nicht weiß, welche das Deck verlassen sollen. Klar kann man sich nicht auf alles vorbereiten. Hat man einmal einen Sideboardplan aufgestellt, kehrt man auch mal nach dem nächsten FNM zurück und ist enttäuscht, dass man an das ein oder andere Match nicht gedacht hat. Jemand hat ein neues Deck gespielt? Probleme gehabt? Welche Karten kann man gegen das Deck spielen? Wie wichtig ist mir das Matchup? So entwickelt sich im Laufe der Zeit ein viel größerer Sideboardplan, als man anfangs denkt. Die Entwickung meines Sideboardplans für Reanimator hat nun vor rund drei Monaten begonnen. Heute habe ich eine Excel-Tabelle, die mir viele Informationen über die bestehenden Decks liefert. Ich freue mich jeden Freitag, meine Ideen aus der letzten Woche anzubringen. Ich habe noch kein einziges FNM mit exakt demselben Deck wie davor besucht. Es ist immer anders. Und wenn ich mal nicht so gut abschneide, habe ich jedenfalls Gewissheit, dass ich mein Bestes gegeben habe. Dann geht es zurück an den Schreibtisch und es wird wieder gegrübelt. Der Ansatz, sich über das Sideboard mehr Gedanken zu machen, kann eine wichtige Rolle im Kampf um Sieg oder Niederlage spielen. Die besten Spieler der Welt arbeiten an ihren Sideboards in sehr ähnlicher Weise. Vielleicht machen sie keine Tabellen oder Notizen, weil sie einfach so viel Erfahrung haben, dass alles in ihren Köpfen steckt. Bedenkt, dass die Spitzenspieler viele hundert Testspiele machen, bevor sie auf ein größeres Turnier fahren. Durchleuchtet man die zu erwartenden Decks und spielt jeweils ein paar Matches gegen diese, kann man innerhalb einer Woche intensiver Arbeit einen Sideboardplan erstellen, der durch das Turnier brechen kann. Die Arbeit an dem Sideboard ist die aufregendste und intensivste im Constucted. Wer viel für sein Sideboard tut, wird automatisch durch die Notizen und Einschätzungen auch das Hauptdeck verbessern. Wie weiter oben beschrieben, erhält man einen Eindruck, welche Karten häufig kommen und gehen. Zum Abschluss möchte ich euch noch ein paar wenige Faustregeln mit auf den Weg geben.
So, das war's von mir und von meinen Erfahrungen. Vielen Dank fürs Lesen und bis zum nächsten Mal! Henning |