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Artikel / Berichte

Standard: Red Redux
Magic Karten Beobachtungsliste 
Henning Kurella
22.02.2013
Heute habe ich ein supereffizientes Deck im Gepäck, mit dem ihr beim nächsten Friday Night Magic richtig aufräumen könnt!
Das Deck ist sehr günstig zu ertauschen und macht dabei irre Spaß zu spielen. Auch weil man zwischen den Matches ausreichend Pause bekommt, weil man seine Runde oft bereits nach 15 Minuten beendet hat. Wer meine vergangenen Artikel (zum Beispiel) bereits gelesen hat, weiß bestimmt schon, um welche Art Deck es sich dabei handelt: ein (rotes) Aggrodeck!

In den vergangenen Wochen hat sich einiges getan in der Welt der Aggrodecks, denn Gatecrash hat ein paar extrem gute Karten ins Standardformat gespült. Als Erstes sollte man hier Boros Reckoner nennen, wahrscheinlich eine der am meisten unterschätzten Karten aller mir bekannten Zeiten! Im Schatten von Frontline Medic weilte der Reckoner in der Spoilerliste, bis einige wagemutige Spieler ihn ausprobierten, um festzustellen, dass das Vieh auf dem Spielfeld Unglaubliches vollbringt.


Es erscheint zunächst unlogisch, dass man dem Reckoner Erstschlag geben kann, denn dann vermeidet man ja das Auslösen seiner passiven Fähigkeit. Doch das war wahrscheinlich der Trugschluss, dem man nur allzu schnell verfallen konnte: Es ist im aktuellen Standard mit aller gängigen Kreaturenzerstörung nicht möglich, den Reckoner zu beseitigen, ohne seine passive Fähigkeit auszulösen. Ultimate Price, Pillar of Flame und Selesnya Charm sind gegen den Reckoner recht nutzlos. Searing Spear, Flames of the Firebrand oder Mizzium Mortars beseitigen ihn zwar, aber daraufhin wird sein Beherrscher sämtlichen Schaden auf ein beliebiges Ziel wiederholen. Ihr merkt worauf das hinausläuft: Beseitigt man den Reckoner, verliert man nicht nur die dafür verantwortliche Karte aus der Hand, sondern oft auch eine Kreatur auf dem Spielfeld! Falls ihr einen Satz Boros Reckoner in die Finger bekommt, solltet ihr diese Jungs in eurem Deck auch spielen. Damit haben wir schon die wichtigste und wertvollste Karte für das Deck gefunden.

Frontline Medic wiederum hat offensichtlich so viele Magic-Freunde enttäuscht, dass er gar nicht mehr gespielt wird. Allerdings finde ich das nicht ganz gerecht. Frontline Medic schützt in einem Deck aus günstigen Kreaturen die eigene Armee, sodass man ohne Verluste auch gegen Brocken wie Restoration Angel oder Thragtusk angreifen darf, ohne die kleinen Männer zu verlieren. Das kann ein entscheidender Vorteil sein. Ich würde ein paar Medics einpacken, wenn es die Situation erlaubt.


Aber wir hatten ja in meinem Artikel über Aggrodecks schon gelernt, dass wir eine niedrige Manakurve benötigen, um gut auslegen zu können. Darum müssen sich vor allem starke Kreaturen für ein und zwei Mana finden lassen. Für zwei Mana gibt es immer noch den guten alten Ash Zealot. Neben ihm steht Lightning Mauler, der am liebsten im dritten Zug einer 3-Mana-Kreatur (Frontline Medic!) Eile gibt. Andererseits existiert jetzt aber auch Burning-Tree Emissary, welcher zeitweise für Staunen sorgt. Stellt euch eine Starthand mit dreimal Burning-Tree Emissary und einem Lightning Mauler vor!

Wer Grün einmischen möchte, ist mit Flinthoof Boar (und Rancor) gut beraten. Der Platz für 2-Mana-Karten sollte aber vielleicht nicht überstrapaziert werden, da in ein aktuelles Aggrodeck gerne auch viermal Searing Spear gehört. Aber dazu im nächsten Absatz mehr. Stromkirk Noble und Rakdos Cackler sind meiner Ansicht nach fantastische Karten für ein Mana. Ein oder zwei Exemplare von Stonewright können unsere kleinen Racker zudem mit verbleibendem Mana aufpumpen und ein paar Extraschadenspunkte herauskitzeln.


Vexing Devil erscheint ziemlich gut, allerdings benötigen wir aus mehreren Gründen die physische Anwesenheit von möglichst vielen Kreaturen. Nimmt unser Gegner die vier Schadenspunkte und vermeidet unsere erste Kreatur, haben wir weniger Power in zukünftigen Angriffen, weniger Battalion und weniger Schaden durch Hellrider. Der ist nämlich das obere Ende unserer Manakurve und macht erst dann gute Arbeit, wenn ausreichend Kreaturen auf dem Feld liegen.

Nur mal ein Szenario: Stromkirk Noble im ersten Zug gefolgt von Lightning Mauler. Der Gegner spielt einen Menschen und der Noble macht einen Schadenspunkt und wächst auf 2/2. Im dritten Zug kommt Frontline Medic und es folgt der Angriff mit allen drei unserer Kreaturen. Durch den Medic sind sie unzerstörbar und werden nun ungern von kleinen Kreaturen geblockt. Und wenn doch? Dann verliert der Gegner halt Kreaturen auf dem Spielfeld und verliert über kurz oder lang trotzdem. Der Noble geht auf 3/3 und wir haben potenziell sieben Schadenspunkte verursacht. In Zug 4 legen wir nun einen Hellrider, der beim Angriff viermal ausgelöst wird und das Team kommt nun für 11 Schaden. Das ist zugegeben recht optimal, aber genau so ist es mir mit meinem Aggrodeck mehrere Male am Abend passiert.


Nun zu den Nichtkreaturen und der Manabasis. Pillar of Flame ist mit einem Mana ein Superkreaturenvernichter und sollte dringend in das Deck. Searing Spear ist aktuell der effektivste Spruch mit direktem Schaden, da er alle wichtigen Karten erwischt: Thragtusk, Augur of Bolas, Huntmaster of the Fells und Co. sind hier fette Beute. Brimstone Volley und Flames of the Firebrand sind mit drei Mana ein wenig teuer, aber leider reichen vier Searing Spear bei all den guten Zielen doch nicht aus.

Das Deck sollte 20 bis 23 Länder enthalten. Ausnahmen bestätigen die Regel. Slayers' Stronghold erfüllt den gleichen Zweck wie Stonewright und kann eine starke Ergänzung sein. Aber welche Farben spielen wir denn nun?

Ich staffele die Decklisten im Folgenden einfach nach dem Tauschwert. Wer sich die Doppelländer spart, muss nicht unbedingt ein schlechteres Deck spielen! Einfarbig rot ohne Hellrider und Boros Reckoner ist definitiv spielbar und kann richtig rocken. Dennoch empfehle ich, mindestens je zwei der genannten zu benutzen. Unser letztes FNM hier in Hamburg im Atlantis hat ein absolutes Budgetdeck nach fünf erschreckend kurzen Runden gewonnen.


20 Mountain

4 Stromkirk Noble
4 Rakdos Cackler
2 Stonewright
4 Burning-Tree Emissary
4 Lightning Mauler
4 Ash Zealot
2 Boros Reckoner
2 Hellrider


4 Searing Spear
4 Pillar of Flames
2 Brimstone Volley
2 Volcanic Strength
2 Skullcrack

Sideboard:

4 Mizzium Mortars
2 Volcanic Strength
2 Skullcrack
4 Reckless Waif
3 Grafdigger's Cage


Der Sideboardplan ist hier wie folgt: Gegen Decks mit Loxodon Smiter und Restoration Angel kommen Mizzium Mortars rein und die Pillars oder Spears dafür raus. Alles was keinen Azorius Charm oder Ultimate Price, aber dafür selbst mit Gebirgen arbeitet, wird mit Volcanic Strength versorgt. (Ein Stomping Ground ist auch ein Mountain!) Entsprechend fliegt Volcanic Strength gegen Decks, die sich mit Charms absichern auch als Erstes aus dem Deck.


Skullcrack sollte hauptsächlich gegen Decks mit Thragtusk geboardet werden. Sphinx's Revelation benötigt sehr viel Mana, um effektiv zu sein und da sollte unser Deck schon gewonnen haben. Grafdigger's Cage nimmt man für alles, was mit dem Friedhof spielt. Reckless Waif ersetzt Noble oder Cackler, wenn man gegen sehr langsame (Control-)Decks spielt und zuerst ausspielen darf. Denn nur dann kann man sich recht sicher sein, dass die Karte umgedreht wird. Ein 3/2er als „1-Drop“ ist gegen ein Deck, welches sich auf Augur of Bolas verlässt, echt gut! Gegen Decks mit dem Augur würde ich übrigens Stromkirk Noble für Reckless Waif herausnehmen; gegen Decks, die kaum Kreaturen (Esper-Control) oder erst sehr spät Kreaturen (Ramp) spielen, ist der Noble dagegen gut und dann sollte der Cackler raus.

So, das ist doch schon mal ein echt starkes Deck! Wer ein wenig tiefer in die Tasche oder den Tauschordner greifen möchte, sollte sich überlegen, ob er krank gute Spiele abliefern will oder ob er lieber konstant und aggressiv auslegen möchte. Burning-Tree Emissary ist nämlich eine Kreatur, die später längst nicht mehr so gut ist, wie im zweiten Zug. Rot-grüne Decks sind entsprechend unglaublich schnell, aber dann kommt nicht mehr viel nach. Rot-weiße Decks sind dagegen ein wenig solider und können auch mit Supreme Verdict klarkommen. Fangen wir einmal mit einer R/G-Liste an.


12 Mountain
4 Rootbound Crag
4 Stomping Ground

4 Ash Zealot
4 Boros Reckoner
4 Burning-Tree Emissary
4 Flinthoof Boar
4 Hellrider
4 Rakdos Cackler
4 Stromkirk Noble


4 Rancor
4 Searing Spear
4 Pillar of Flame

Sideboard:

4 Reckless Waif
4 Volcanic Strength
4 Flames of the Firebrand
3 Traitorous Blood


Dieses Deck stammt vom berühmten japanischen Spieler Tomoharu Saito und hat für einigen Wirbel gesorgt. Die tödliche Effektivität von Flinthoof Boar und Burning-Tree Emissary hat als einzigen Wermutstropfen, dass Ash Zealot sich nicht mit dem Emissary verträgt. (Dafür umso besser mit Rancor!) Bloß 20 Länder empfinde ich schon fast als frech, aber für dieses Deck reicht es gerade so aus. Dieses Deck legt gerne krank aus, aber manchmal lässt es einen auch einfach mal im Stich. Nehmt aggressiv Mulligans!

Ich bevorzuge die zuverlässigere Variante in Rot-Weiß, die sich sicherlich mit der rot-grünen von Saito messen kann. Hier meine aktuelle Liste:


4 Clifftop Retreat
13 Mountain
1 Plains
4 Sacred Foundry
1 Slayers' Stronghold

4 Ash Zealot
4 Boros Reckoner
2 Frontline Medic
4 Hellrider
3 Lightning Mauler
4 Rakdos Cackler
1 Stonewright
4 Stromkirk Noble


2 Boros Charm
4 Searing Spear
1 Flames of the Firebrand
4 Pillar of Flame

Sideboard:

2 Thundermaw Hellkite
3 Volcanic Strength
2 Boros Charm
3 Skullcrack
3 Blasphemous Act
2 Mizzium Mortars


Spielt man gegen ein anderes rotes Aggrodeck, werden Volcanic Strength und die Mizzium Mortars hinzugefügt, Boros Charm, die zwei Medics und ein Lightning Mauler entfernt. Wobei Mizzium Mortars kritisch zu betrachten sind. Der Sinn ist, dass der Gegner mit seinem Boros Reckoner nicht angreifen wird und so das Board einfriert. Klar ist es cool, mit Frontline Medic anzugreifen, aber der Vergeltungsschlag wird oft schlimmer sein als der eigene Angriff. Der Trick ist, die gegnerischen Kreaturen zu entfernen (am besten mit Searing Spear, wenn der Gegner gerade Volcanic Strength auf die Kreatur spielen will) und eigene Reckoner als Abwehr aufzustellen. Die Kreaturen mit Volcanic Strength gewinnen dann das Spiel.

Gegen sogenannte Midrange-Decks (siehe hier), werden Mizzium Mortars und Blasphemous Act geboardet. Entfernen kann man Boros Charm, Flames of the Firebrand und zweimal Pillar of Flame. Hier liegt der Trick wieder darin, möglichst schnell Schaden anzurichten und dann mit Blasphemous Act das Board zu sprengen und die 13 Schadenspunkte durch den Reckoner auf den Gegner abzuleiten. Peng!


Gegen Controldecks nimmt man nun die zwei Exemplare von Boros Charm ins Deck und kann sich auch überlegen, Blasphemous Act zu benutzen, falls der Gegner viele Lingering Souls oder sonstige Blockerkreaturen spielt. Spielt der Gegner viele Sweeper (Terminus, Supreme Verdict und so weiter), ist Thundermaw Hellkite super: Der kommt ungblockt durch und macht gut Schaden. Hier kann oft zuerst Pillar of Flame heraus. Skullcrack ist wie schon gesagt eher gegen Decks mit Thragtusk und Centaur Healer als gegen solche mit Sphinx's Revelation.

Dieses Deck hat mir die letzten Wochenenden über einige Booster auf lokalen Turnieren beschafft. Auch wenn ich ein UWR-Fan bin, werde ich sicherlich noch öfter darauf zurückkommen!

Zum Abschluss noch ein Wort zu Supreme Verdict: Obwohl man vermuten möchte, dass Aggrodecks die Szene dominieren, ist die erste Euphorie bereits abgeebbt. Auf den großen Turnieren der letzten Wochen ist die Zahl der Aggrodecks an der Spitze stark zurückgegangen. Entsprechend enthalten wieder weniger Decks Supreme Verdict oder sonstige Sweeper. Nicht zuletzt auch, weil Supreme Verdict gegen Boros Charm sowieso schon eher schwach geworden ist. Informiert euch ein wenig, welche Karten euer Gegner spielt! Wenn ihr wisst, dass ein Verdict kommen kann, wenn euer Gegner also zur Verfügung hat und ein Deck spielt, welches Verdicts beinhaltet, dann ist es oft gut, selbst Mana für Boros Charm offen zu halten. Wer ein Supreme Verdict übersteht, hat das Spiel meist in der Tasche.

Das war's auch schon von mir diese Woche. Zum Sealed werde ich vielleicht nächsten Freitag wieder mehr schreiben. Es gibt ja noch einiges aufzuarbeiten. Wahrscheinlich werde ich dann wieder ein wenig über Basics reden, aber ich wollte euch diesmal auf dem Laufenden halten, mit welchen günstigen Decks man derzeit die FNMs (oder den Game Day!) rocken kann. Wie schon gesagt würde ich mich sehr über Feedback freuen.

Bis zum nächsten Mal!
Henning