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Artikel / Berichte

Wer oder was ist eigentlich Sealed?
Magic Karten Beobachtungsliste 
Henning Kurella
01.02.2013
Was ist das? Wann wird es gespielt? Wieso wird es gespielt?
Hallo, liebe Leser, und willkommen zu meinem fünften Artikel auf magic-spielen.de. Heute wird es um das Format „Sealed“ gehen. Was ist das? Wann wird es gespielt? Wieso wird es gespielt? Im zweiten Teil der heutigen Ausgabe werde ich dann von meinem letzten Sealed-Event berichten: Dem Gildensturm-Prerelease. Ich werde ein wenig zu den neuen Gilden sagen und euch meinen Kartenpool zeigen, damit ihr direkt ein wenig bauen könnt.

Zunächst also erst einmal zum Format. Bei Magic: The Gathering wird zwischen Contructed und Limited unterschieden. Im Constructed konstruiert man im Vorfeld ein Deck mit 60 oder mehr Karten und ein Sideboard von 15 Karten. Der insgesamt zur Verfügung stehende Kartenpool für diese Auswahl wird durch die exakte Variante definiert. Im Standard dürfen zum Beispiel grob gesagt immer die Karten verwendet werden, die seit dem vorletzten Oktober erschienen sind. Im Limited erhält man zu Anfang des Turniers einen kleinen Kartenpool bestehend aus noch ungeöffneten Boosterpackungen und baut sich daraus ein Deck aus mindestens 40 Karten inklusive der Standardländer, von denen man beliebig viele bekommt.


Sealed funktioniert nun so, dass man sechs Booster erhält und sich daraus ein Deck bauen soll. Beim letzten Prerelease, dem Turnier zur Feier des neuen Sets, konnte man sich für eine Gilde aus Gildensturm entscheiden, wobei dann einer der Booster ausschließlich Karten in den Farben der Gilde enthielt.

Okay, man bekommt nun also die Booster in die Hand gedrückt und fängt an, einen nach dem anderen zu öffnen. Worauf sollte man denn eigentlich achten? Welche Karten sind gut? Wie pauschal kann man Karten einschätzen? Wie viel Glück spielt eine Rolle? Das sind alles Fragen, die kein Mensch eindeutig beantworten kann. Bei Magic gibt es selten richtig oder falsch. Oft kann man nur vage zwischen besser oder schlechter unterscheiden. Nicht zuletzt spielt auch immer das Umfeld, bestimmt durch die Gesamtheit der verfügbaren Karten, eine Rolle.

Das Spiel mit Rückkehr nach Ravnica war zum Beispiel durch viele Kreaturen mit einer Widerstandskraft von drei geprägt, sodass es sinnvoll war, in erster Instanz Karten mit einer Drei vorne zu sammeln. Ferner war eine Vier hinten natürlich umso besser! In einer solchen Umgebung konnte man dann phasenweise nicht gut angreifen, ein Rubbleback Rhino mit ein paar +1/+1-Marken durch eine Golgari-Karte (etwa Dreg Mangler) war jedoch schier unaufhaltbar. Mit Gildensturm geht die Tendenz jetzt aber zu Karten, die eine höhere Stärke als Widerstandskraft haben! Assault Griffin, Drakewing Krasis und Wojek Halberdiers sind hier ein paar sehr brauchbare Beispiele. Um auf die Frage der Pauschalbewertung einer Karte zurückzukommen: Man kann eine Karte nie alleine, sozusagen „im Vakuum“, betrachten! Folglich ist es hilfreich, sich auch im Vorfeld von Limited-Turnieren über die Karten des gespielten Sets zu informieren.


Sealed ein überaus interessantes Format und nach einigen Partien scheint mir speziell Gildensturm-Sealed ziemlich fair. Sicherlich entscheidet die Qualität der aufgemachten Rares und Uncommons mit darüber, wie erfolgreich man sein wird, aber zumindest gibt es keine Karte, die dermaßen dominiert, wie es Pack Rat zuletzt tat. Und natürlich hat im Vorfeld jeder dieselben Chancen auf starke Karten. Ich verspreche euch: Ein einzelnes Turnier kann zwar durch ein paar glückliche oder unglückliche Fügungen beeinflusst werden, doch auf Dauer zählt, wer das Beste aus seinen Karten macht. Aktuell ist der Kartenpool übrigens wirklich fantastisch. Ich empfehle euch schwer, es einmal auszuprobieren!

Und damit ihr nicht unvorbereitet zu dem nächsten Sealed oder auch Draft fahrt, kommt jetzt eine kleine Übung von meinem letzten Wochenende: dem Prereleaseevent zu Gildensturm im Atlantis Hamburg.

Ich hatte mich um 9:45 Uhr mit meinem Kommilitonen Erik verabredet und war fünf Minuten zu spät. Es sollte um 11:00 losgehen und erfahrungsgemäß würde es weniger Plätze als Mitspielwillige geben. Ich war trotzdem gerade noch rechtzeitig. Die Ersten in der Schlange waren seit circa 9:15 Uhr da. Wer um 10:00 kam, konnte sich nur noch für das zweite Turnier am Nachmittag anmelden. Ich hatte sogar das Glück, dass ich noch meine Gilde frei wählen konnte. Es waren jeweils 32 Teilnehmer eingeschrieben und bald darauf ging es an den Deckbau. Schaut einmal, was ich gefunden habe, und probiert mit den Karten ein wenig herum!


2 Zarichi Tiger
1 Debtor's Pulpit
1 Guildscorn Ward
4 Murder Investigation
1 Shielded Passage
1 Knight Watch
1 Frontline Medic
1 Court Street Denizen
1 Daring Skyjek
1 Syndic of Tithes
1 Assault Griffin
1 Guardian of the Gateless

1 Last Thoughts
2 Scatter Arc
1 Totally Lost
1 Hands of Binding

1 Midnight Recovery
1 Balustrade Spy
1 Dying Wish
1 Illness in the Ranks
1 Slate Street Ruffian
1 Lord of the Void
1 Devour Flesh
1 Death's Approach
2 Syndicate Enforcer


3 Towering Thunderfist
1 Foundry Street Denizen
1 Skinbrand Goblin
2 Scorchwalker
1 Furious Resistance
1 Homing Lightning
1 Viashino Shanktail
1 Act of Treason
1 Firefist Striker
2 Warmind Infantry

1 Wildwood Rebirth
1 Verdant Haven
1 Predator's Rapport
1 Gyre Sage
1 Spire Tracer
1 Disciple of the Old Ways

1 Gruul Guildgate
1 Watery Grave
1 Stomping Ground
1 Boros Guildgate
1 Orzhov Guildgate


1 Alms Beast
1 Bane Alley Broker
1 Urban Evolution
1 Drakewing Krasis
1 Hydroform
1 Dinrova Horror
1 Paranoid Delusions
1 Frenzied Tilling
1 Psychic Strike
1 Ground Assault
1 Executioner's Swing
1 Duskmantle Seer
1 Duskmantle Guildmage
2 Martial Glory
1 Skyknight Legionnaire
1 Arrows of Justice
1 Ordruun Veteran
1 Wojek Halberdiers

1 Riot Gear
2 Millennial Gargoyle
1 Skyblinder Staff
1 Razortip Whip
1 Prophetic Prism


Denkt daran, dass es natürlich erlaubt ist, beliebig viele Standardländer hinzuzunehmen und dass man im Limited bloß 40 Karten im Deck haben muss. Ich habe ganz absichtlich meine Promokarte verschwiegen, damit ihr unbeeinflusst tüfteln könnt. Für unser Beispiel könnt ihr euch eine Karte zusätzlich wünschen: Treasury Thrull, Consuming Aberration, Rubblehulk, Foundry Champion oder Fathom Mage.

Wie geht man nun also vor? Anfangs hat man diesen Berg an Karten vor sich und weiß nicht so recht, was man damit anfangen soll. Dazu hatte ich vergangenen Herbst auf DailyMTG eine Artikelserie von Nate Price verschlungen, die ich euch wärmstens ans Herz lege, wenn ihr mit dem Englisch klarkommt. Für diejenigen unter euch, die jetzt nicht mal eben so sechs Artikel lesen wollen, fasse ich das Wichtigste zusammen.


1. Bomben und Schmiere


Zunächst ist es sinnvoll, die Karten in drei Stapel aufzuteilen. Auf den ersten legt man die Karten, die innerhalb von sehr wenigen Zügen das Spiel gewinnen können. Die oben genannten Promo-Karten gehören in diese Kategorie, aber auch Prime Speaker Zegana, Firemane Avenger oder Domri Rade sind klare Kandidaten für diesen Stapel. Ihr merkt schon, dass hier eher die Rares und Mythics landen, aber hin und wieder schleicht sich auch mal eine Uncommon ein. Es ist ein wenig früh, um hier zu spekulieren, aber ich denke Ghor-Clan Rampager oder Crowned Ceratok gehen auch in diese Richtung. Auf den zweiten Stapel kommen alle Karten, die einem spielbar erscheinen. Auf den dritten entsprechend alle übrigen, wahrscheinlich unbrauchbaren Karten. Das ist, wie ich schon erläutert hatte, äußerst relativ. Tendenziell wandern 1/1-Kreaturen oder Karten, die erst in komplizierter Kombination ihre Wirkung entfalten, auf diesen Stapel. Beckon Apparition und Guildscorn Ward etwa sind Karten, die in einem Limited-Deck eher nichts zu suchen haben. Naturalize kann dagegen in das Deck wandern, sobald man einen Gegner findet, der viele Verzauberungen nutzt. Es ist nicht leicht hier zu unterscheiden. Ohne viel Erfahrung wird man sich oft in der Stärke der Karten verschätzen, aber das ist ja gerade der Trick am Limited. Meist merkt man erst, wie gut oder schlecht eine Karte ist, wenn man gegen sie spielt. Der dritte Stapel wandert direkt in die Deckbox und wird nicht mehr angeschaut. Der erste Stapel besteht aus den sogenannten Bomben, die man zur Verfügung hat. Der zweite Stapel hingegen ist noch ein Wust aus Fragezeichen. Darum kümmert man sich im nächsten Schritt.


2. Kreaturen


Kreaturen stehen in Limited-Decks nahezu unabdingbar im Mittelpunkt. Üblicherweise ist es sinnvoll, mindestens 14 Kreaturen zu haben. Manchmal findet man Karten, die diesen Wert weiter senken (meist Sprüche, die Spielsteine erstellen oder Dimir Keyrune und ihresgleichen), aber ich empfehle, 16 Kreaturen anzupeilen. Nun legt man seine Bomben der Farbe nach nebeneinander aus, sodass man schön sieht, welche Farbe welche Bombe zur Verfügung stellt. Jetzt nimmt man sich den zweiten Stapel und legt darunter die vorhandenen Kreaturen so aus, dass Karten gleicher Farbe untereinander liegen. In der dritten Reihe wiederholt man das Ganze mit den restlichen Karten aus dem zweiten Stapel. Man sollte nun also so etwas wie eine Tabelle vor sich ausgelegt haben. Die Spalten sind nach Farben sortiert, die Zeilen nach unterschiedlichen Aufgaben im Deck. Die Aufgabe der ersten Zeile ist klar: gewinnen. Die zweite Zeile ist das Rückgrat des Decks, hier liegen solide Kreaturen. In der dritten Zeile kommen dann folglich noch ein paar Karten, die den oberen helfen: Sei es durch Zerstörung gegnerischer Karten und Sprüche, Manabeschleunigung oder in Form von Kampftricks wie Aerial Maneuver.


3. Farbwahl


An dieser Stelle hat man einen sehr guten Überblick über seine Karten. Für gewöhnlich wählt man nun zwei Farben, die einander gut ergänzen. Zum Beispiel hat man einige schwarze Bomben und viel Schmiere in Rot. Hier wird man leicht ein gutes Deck bauen können. Bei Gildensturm ist es nicht ganz so einfach, denn hier sind die meisten Karten mehrfarbig. Zum Glück gibt es aber auch Karten, die beim farbigen Mana helfen, wie Runenschlüssel und Gildentore. Entsprechend sinnvoll ist es, sich eher für eine oder zwei Gilden zu entscheiden. Liegen ein paar echt üble Bomben der (schwarz-blauen) Dimir-Gilde aus und man kann solide (grün-blaue) Simic-Evolver dazu spielen, während man sich noch ein paar guter Zaubersprüche bedienen kann, dann ist die Entscheidung schon gefallen. Der Trick ist, die Gilden oder Farben mit den besten Bomben und der besten Schmiere zu vereinen.


4. Die Manakurve


Jetzt braucht man eigentlich bloß noch die Karten, die man spielen will, den Manakosten nach in zwei neuen Reihen zu ordnen: Oben die Kreaturen und unten die restlichen Karten. Der Schwerpunkt sollte nicht zu hoch und nicht zu niedrig, bei Gildensturm zum Beispiel bei 3-Mana-Kreaturen liegen. Nicht selten hat man zum Abschluss nur noch ein paar wenige Entscheidungen zu fällen und das Deck ist fertig. Aber bevor jetzt alles Drucheinander gebracht wird, noch schnell ein Wort zu den fleißigen Manahelfern.


5. Mana


Angenommen, wir haben nun also Grün, Blau und Schwarz gewählt. Jetzt ist fraglich, welche Länder wir spielen. Eine gute Faustregel ist, im Limited 17 Länder einzubauen. Bei Rückkehr nach Ravnica und Gildensturm ist es nicht falsch, auf Kreaturen für ein oder zwei Mana weitestgehend zu verzichten. Wer ein schnelles Deck spielen möchte, wird keine Kreatur über fünf Mana einbauen; ein langsames Deck hat dagegen reichlich davon. Die magische Grenze sind hier vier Mana: Wenn man darauf achtet, drei Länder auf der Starthand zu haben (und alternativ häufig lieber einen Mulligan nimmt), dann hat man in der Regel im vierten Zug auch vier Länder draußen und kann entsprechend Karten für vier Mana spielen. Das fünfte Land wird man aber oft erst noch ziehen müssen und daher passiert es häufig, dass dieses tendenziell erst im sechsten Zug liegt. Das Spiel kann man weiter denken und sich vorstellen, dass man sieben Länder erst in oder nach dem zehnten Zug ausgespielt hat. Karten über fünf Mana sind also langsam! Wer hier aber nicht die Finger von lassen kann, sollte Manabeschleuniger spielen, zum Beispiel Runenschlüssel (Boros Keyrune).

Man zählt nun einfach die Manasymbole auf den Karten zusammen und fügt in gleichen Verhältnissen Länder hinzu. Ich kann aber mit Fug und Recht behaupten, dass der Teufel hier im Detail liegt. Karten, die man in den ersten Zügen spielen will, benötigen viele Länder der entsprechenden Farben. Karten, die erst sehr spät kommen, könnten auch mit weniger auskommen. Karten, die mehr als ein Mana einer Farbe benötigen, können den Plan, dreifarbig zu spielen, auf den Kopf stellen. Farben, die man weniger oft benötigt, kann man also zu einer Nebenfarbe erklären. Eine Nebenfarbe wäre im obigem Beispiel Schwarz.

Manahelfer wie Gildentore (Simic Guildgate), Prophetic Prism oder Doppelländer (Watery Grave) ermöglichen allerdings auch das Spielen von sogenannten Farbklecksen (englisch: „Splash“). Möchte ich maximal drei Karten von einer Farbe spielen, dann handelt es sich um einen Splash. Bei Rückkehr nach Ravnica habe ich zum Beispiel gerne eine Stab Wound gesplasht. Das bot sich an, denn man möchte die Wound ohnehin nicht in den ersten Zügen wirken und im Laufe der Zeit findet sich schon ein Manahelfer, der das schwarze Mana liefert. Dagegen ist es unmöglich, Karten zu splashen, die mehr als ein Mana von der zu splashenden Farbe verlangen. Ein Hellkite Tyrant ist also kein guter Splash. Faustregel ist hier: Anzahl der gesplashten Karten plus zwei ergibt die Zahl der entsprechendfarbigen Manaquellen, die man im Deck haben will. Bei einer Stab Wound sind das also drei Quellen, bei zweimal Stab Wound vier. Bedenkt, dass im Limited lediglich 40 Karten im Deck sind und dass daher die Wahrscheinlichkeit weit höher ist, eine bestimmte Karte auf der Starthand zu haben, als im Constructed.


6. Das Sideboard


Na ja ein typisches Sideboard gibt es im Constructed einfach nicht, aber alle übriggebliebenen Karten darf man vor Spiel 2 und noch einmal vor Spiel 3 eines Matches dem Deck hinzufügen beziehungsweise einwechseln. Da ist es gut, im Kopf zu behalten, was man für Optionen hat. Am Ende schaffen es oft nur ganz wenige Karten nicht ins Deck, obwohl man sie gerne spielen würde. Ich lege mir diese Karten immer oben auf den restlichen Stapel, weil ich zumeist während des gesamten Turniers noch überdenke, ob ich nicht doch noch was austausche. Karten wie Naturalize gehören hier ebenfalls dazu. Zudem nehme ich gerne von jedem Land eines extra mit, damit es zwischen den Spielen im Zweifel direkt griffbereit ist.

Das war es nun auch schon (endlich?). Alles klar oder jetzt doch eher verwirrt? Es ist viel zu lernen, aber darum ist Limited ja auch so schön! Ich lasse mal offen, welche Karten ich gespielt habe und was und wieso. Vielleicht schreibe ich darüber am nächsten Freitag? Bald steht auch schon das nächste Sealed-Event hier in Hamburg an und eventuell schreibe ich dann noch ein bisschen mehr zu dem Format. Postet eure Deckideen doch einfach mal in die Kommentare dieses Artikels. Ich bin gespannt, was ihr euch ausdenkt. Wer möchte, kann mir auch auf meiner Facebook-Seite ein Like geben oder einen Post mit Fragen, Kritik oder Anregung hinterlassen oder einmal auf meiner Blogseite vorbeischauen. Dort poste ich jede Woche einen kleinen Eintrag zu meinen Erfahrungen beim Friday Night Magic.

Viel Spaß mit Gildensturm!
Henning