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Artikel / Berichte

Standard auf der Mittelstrecke
Magic Karten Beobachtungsliste 
Henning Kurella
25.01.2013
Was ist denn bitte „Mehrwert“? Was versteht man unter „Mittelstrecke“?
Hallo und willkommen zu meinem vierten Artikel für magic-spielen.de! Mann, der Monat ging schnell rum! Zum Ende dieses Artikels werden wir über alle wichtigen Grundlagen für gängige Turnierdecks im Standard geredet haben. Klar werden diese Texte eines Tages nicht mehr die aktuellen Karten beinhalten, aber die Prinzipien bleiben immer gleich.

Ein Aggrodreck benötigt günstige Kreaturen, die möglichst viel Schaden anrichten, und flexibles Removal (Kreaturenzerstörung). Flexibel heißt hier, dass die Sprüche meist Schaden austeilen, den man alternativ auch auf den Gegner richten kann, um ihm den Rest zu geben. Kontrolldecks dagegen arbeiten in der Regel mit Gegenzaubern, günstigem Removal, Kartenvorteil und auch Karten, die Leben wiederherstellen. Am Ende all dieser Erklärungen hatten wir letzten Freitag auch den Huntmaster of the Fells gesehen, von dem ich behauptet hatte, dass er „Mehrwert“ produziert.


Was ist denn bitte „Mehrwert“, fragt man sich nun. „Value“ ist eigentlich nur die Übersetzung, aber in internationalen Kreisen ein gängiger Begriff für Karten, die platt gesagt mehr bringen als gewöhnliche Karten. Im Falle des Huntmasters erhalten wir zunächst zwei Leben, was schon ähnlich gut ist wie eine Healing Salve. Obendrauf gibt es außerdem einen 2/2-Wolfspielstein! Dieser Effekt erinnert an Vile Rebirth und würde auch wieder eine Karte und ein Mana kosten. Subtrahiert man diese Effekte und deren Kosten vom Huntmaster, erhält man also eine 2/2-Kreatur für zwei Mana. So weit, so gut.


Werden in einem Zug keine Sprüche gezaubert, wird der Huntmaster allerdings umgedreht und jetzt geht erst so richtig los: Die Kreatur ist nun 4/4 und trampelt. Für „zwei Mana“ ganz okay! Weiterhin dürfen auch noch je zwei Schadenspunkte auf einen Spieler und eine Kreatur geschossen werden! Quasi ein Shock auf einen Spieler und ein Shock auf eine Kreatur? Umsonst? Wow! Ich muss nicht erklären, was passiert, wenn der Huntmaster/Ravager noch ein paar Male herumgedreht wird. Der Köter ist einfach der Wahnsinn. Ebendiese Fähigkeit, aus einer Karte mehrere Effekte und auch noch über mehrere Züge herauszuziehen, nennt sich „Mehrwert“ oder „Value“.

Wizards haben in den letzten Jahren immer mehr Karten, die Mehrwert generieren, herausgebracht. Weitere Beispiele sind Thragtusk, Garruk, Primal Hunter, Snapcaster Mage und in Kombination mit anderen Value-Karten: Restoration Angel.


Besinnt man sich auf eine Auswahl an Farben und schmeißt die besten Value-Kreaturen zusammen, erhält man ein sogenanntes Mittelstreckendeck. Klingt hart, aber im Grunde ist es genau so. Mittelstreckendecks haben oft keine besondere Deckidee, sondern enthalten einfach die stärksten Karten. Findet man noch Synergien, wie die von Restoration Angel zu „Wenn x das Spielfeld betritt, passiert y“-Fähigkeiten, dann wird es richtig knackig. Ein Aggrodeck muss ein Mittelstreckendeck besiegen, bis es richtig loslegen kann. Kommt auch nur ein Thragtusk ins Spiel, wird es spannend, was das Aggrodeck dagegen noch machen kann. Ein Kontrolldeck hat eine harte Zeit, seinen Kartenvorteil zu generieren. Ein Huntmaster of the Fells kann alleine schon so viel Stress verbreiten, dass man zwei oder mehr Karten benötigt, um ihn zu beseitigen.

Mittelstreckendecks haben aber auch Nachteile. Einen Magic-Neuling werden zum Beispiel oft die Tauschwerte der Karten abschrecken, denn wie gesagt verwendet Mittelstrecke ja einfach die stärksten Karten, was sich im Anschaffungsaufwand entsprechend niederschlägt. Nicht selten bedienen sich diese Decks auch Karten zur Manabeschleunigung: Farseek und Borderland Ranger sind wohl die aktuellen Beispiele. Das führt wiederum dazu, dass man unter Umständen auch mal „das falsche Ende des Decks“ ziehen kann. Zieht man nur Länder und Manabeschleunigung nach, kommt man genauso wenig in die Gänge wie mit drei Ländern im Spiel und einer Hand voller Karten für fünf oder mehr Mana.

Dieses Mal soll es also um Decks aus der Mittelstrecke gehen. Wer auf spezielleren Seiten wie planetmtg.de unterwegs ist, wird sicherlich schon einmal über den englischen Begriff „Midrange“ gestolpert sein. Die Magic-Community ist bekanntlich sehr international, also hat sich „Midrange“ auch auf deutschen Seiten eingedenglischt. Darum werde ich im weiteren Verlaufe dieses Artikels auch über Midrange statt Mittelstrecke sprechen. Zwei Wörter, eine Bedeutung. Jetzt aber ran an die Decks!

David Tian: Naya-Midrange

2 Forest
1 Mountain
4 Cavern of Souls
2 Kessig Wolf Run
4 Rootbound Crag
4 Sunpetal Grove
4 Temple Garden

3 Angel of Serenity
4 Avacyn's Pilgrim
2 Borderland Ranger
4 Huntmaster of the Fells
(Ravager of the Fells)
4 Loxodon Smiter
4 Restoration Angel
4 Thragtusk


2 Garruk, Primal Hunter
4 Selesnya Charm
2 Bonfire of the Damned
4 Farseek

Sideboard:

2 Centaur Healer
2 Zealous Conscripts
2 Nevermore
2 Oblivion Ring
2 Rest in Peace
2 Triumph of Ferocity
1 Bonfire of the Damned
2 Pillar of Flame


Naya-Midrange ist eigentlich das Paradebeispiel für Mittelstrecke. Man findet jede der bisher angesprochenen Karten. Es gibt dazu noch viermal Selesnya Charm, weil die superflexibel und -gut sind. Zweimal Bonfire of the Damned hilft gegen Aggro. Im Sideboard findet man weiterhin sehr deutliche Elemente, um sich gegen Aggrodecks und Controldecks zu behaupten: Centaur Healer und Pillar of Flame sind zum Beispiel gegen Erstere gedacht, Oblivion Ring und Nevermore (Sphinx's Revelation verbieten!) gegen Letztere. Wer auf pure Urgewalt steht, ist hier richtig! Es muss aber nicht immer Naya (Grün, Rot, Weiß) sein. Es gibt ebenso Jund (Grün, Rot, Schwarz) und auch den Mischling mit allen vier Farben.

Curtis Heminway: 4-Color-Midrange

3 Blood Crypt
3 Cavern of Souls
3 Hinterland Harbor
2 Kessig Wolf Run
4 Overgrown Tomb
4 Rootbound Crag
3 Steam Vents
4 Woodland Cemetery

4 Deathrite Shaman
4 Huntmaster of the Fells
(Ravager of the Fells)
4 Izzet Staticaster
4 Nightshade Peddler
4 Thragtusk
4 Olivia Voldaren


2 Golgari Charm
4 Farseek
4 Tracker's Instincts

Sideboard:

2 Snapcaster Mage
1 Zealous Conscripts
1 Rakdos Charm
2 Tragic Slip
3 Tribute to Hunger
1 Mizzium Mortars
3 Pillar of Flame
2 Slaughter Games


Hier ist ein Beispiel für eine solche 4-Farben-Mittelstreckenliste. Sie erinnert stark an das Menschen-Reanimator-Deck von letztem Mal, ist aber nicht auf Unburial Rites aus. Olivia Voldaren und Deathrite Shaman sind mit von der Partie und dafür wird auf Angel of Glory's Rise, Mulch und Grisly Salvage verzichtet. Die Idee, nicht auf den Kartenvorteil aus dem Friedhof zu hoffen, sondern alles direkt zu beschwören (speziell die Kombination aus Nightshade Peddler und Izzet Staticaster), macht hier den Unterschied zwischen Kontrolldeck und Mittelstrecke.

Sean Thrasher: Naya-Humans

4 Forest
1 Mountain
3 Plains
4 Cavern of Souls
2 Clifftop Retreat
2 Gavony Township
1 Kessig Wolf Run
2 Rootbound Crag
4 Temple Garden

4 Avacyn's Pilgrim
2 Borderland Ranger
4 Champion of the Parish
4 Huntmaster of the Fells
(Ravager of the Fells)
4 Mayor of Avabruck
(Howlpack Alpha)
4 Restoration Angel
4 Silverblade Paladin
2 Zealous Conscripts
3 Thalia, Guardian of Thraben


2 Rancor
4 Selesnya Charm

Sideboard:

2 Pithing Needle
1 Dryad Militant
2 Thragtusk
2 Nevermore
2 Oblivion Ring
2 Rest in Peace
2 Sigarda, Host of Herons
2 Bonfire of the Damned


Als Drittes habe ich ein Naya-Humans-Mittelstreckendeck eingepackt. Es gibt sehr wohl auch Varianten, die auf Rot verzichten, aber leider habe ich keines aus den letzten Tagen gefunden, welches den folgenden Punkt verdeutlicht. Dieses Deck ist eben mehr Aggro als Kontrolle. Es gibt kaum schnellere Midrangedecks als das hier. So etwas hat in verschiedenen Situationen natürlich Vor- und Nachteile, der wichtigste Unterschied zu einem Aggrodeck ist, dass nur sehr wenige Karten für ein oder zwei Mana gespielt werden. Dafür liegt ein Großteil der Last auf den Kreaturen für drei oder vier. Es gibt effektiv keine Kreaturenzerstörung und erst recht keine Schadensquellen, die direkt auf Spieler zielen können. Das Deck ist darauf ausgerichtet, das Spielfeld zu dominieren und damit den Gegner zu besiegen! Silverblade Paladin ist die Bombe des Decks, denn der holt aus fast jeder anderen Kreatur ein Maximum heraus. Gepaart mit Rancor fragt man sich dann, warum man eigentlich noch blocken soll, wenn sowieso (fast) der volle Schaden durchkommt. Obwohl er meistens erst im dritten Zug das Spiel betritt, ist der Effekt des Paladins sofort da (und auch wieder weg, falls er das Spiel verlässt!). Scheinbar harmlose Spielfelder verwandeln sich innerhalb einer Hauptphase zu einem echten Problem. Es ist keine Seltenheit, in Zug 3 bereits zehn oder mehr Schadenspunkte auf sich zukommen zu sehen! Thalia, Guardian of Thraben wirkt währenddessen Wunder gegen Controldecks und Pithing Needle hilft insbesondere gegen Planeswalker.

Wenn ihr nun eines der Decks ausprobiert, denkt bitte an das Prinzip von Actio und Reactio! Gegen Aggrodecks ist es mit diesem Deck vielleicht sinnvoll, zunächst keine Angriffe zu starten und die Situation erst einmal zu stabilisieren. Gegen Kontrolldecks wiederum muss man zwar gewinnen, bevor ihre starken späten Karten voll zur Entfaltung kommen, man sollte aber auch nicht zu viele Kreaturen ausspielen, um gegen Terminus und Supreme Verdict möglichst gut abzutauschen.

Viel Spaß beim Ausprobieren und bis zum nächsten Mal!
Henning