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Artikel / Berichte

Spielspaß
Magic Karten Beobachtungsliste 
Falco Ouko
19.11.2014
Warum zu starke Decks weniger Spaß machen!
Wir alle kennen die verschiedenen Formate des Magic. Wir alle wissen, dass Können und Wissen alleine nicht ausreichen, um ein Turnier zu gewinnen. Obwohl es ohne garantiert auch nicht geht. Man braucht obendrein Glück. Mindestens 26%. Und daher braucht man auch Hartnäckigkeit. Und Zeit. Zum Glück für die Turnierspieler unter uns braucht man sich dank Internet weniger anstrengen. Man sucht sich das Deck, das einem passt und Erfolge vorzuweisen hat, übt und geht ins nächste Turnier damit. Traurige Zeiten für Deckbauer. Oder? Wir werden sehen.

Wir alle wissen, dass es Mechanismen in Magic gibt, die man im Limited spielen kann, aber sonst sind sie nahezu unbrauchbar. Was doch wirklich schade ist. Finde ich. ihr auch?

Oder die Kreaturen, die im Limited so superstark sind und im Turnier einfach nicht zu gebrauchen. Lord of the Void zum Beispiel. Für sieben Mana einen Flieger mit Stärke und Widerstand 7 plus möglicher Zusatzoption ist außerhalb vom Limited nicht gut genug. Es gäbe noch viele solcher Kreaturen, aber es gibt eben auch bessere und bei den meisten Spielern zählen nur diese. Also ab in den Tauschordner damit und hoffen, dass irgendein Hirni oder ein Newbie die nimmt. Meist aber kann man die Karten gleich wegwerfen. Schade eigentlich, oder?

Tja, zum Glück gibt es den Küchentisch und der folgt eigenen Regeln. Ganz besonders im Commander.

Als ich anfing mit Magic, da war Kamigawa am Ende und Ravnica am Start. Ich hatte nur die Demoversion für PC gespielt und die hatte mich gepackt. Also überzeugte ich einen Freund und wir kauften mal wahllos ein paar Karten und Decks. Natürlich kaufte ich auch Magazine und las im Internet, was es denn so gibt. Und baute Decks nach, um die Mechanismen zu verstehen. Ich stieß dann auf ein Deck mit einer Unendlichkeitskombo. Und ich baute es nach und spielte gegen meinen Freund. Und … es war so nervig und mühsam. Sowohl für den Freund als auch für mich. Im dritten Zug sagte ich: So, jetzt brauche ich mal Zettel und Stift. Dann war ich etwa zehn Minuten beschäftigt damit, Mana aufzuschreiben und das Deck durchzuspielen (ohne irgendeine Interaktionsmöglichkeit für meinen Gegner), alles zusammenzumischen und noch mal durchzuspielen und dann Tendrils of Agony zu spielen und zu sagen, ich habe gewonnen. Damals stimmten der Freund und ich überein, dass so etwas einfach keinen Spaß macht und wir unsere eigenen Regeln brauchen würden, um so was nie mehr zu erleben. Dass war lange vor Commander. Aber wir einigten uns darauf, dass Endloskombos nicht erlaubt sind. Wir legten auch eine Stärke fest, wie schnell ein Aggrodeck sein darf. Und somit auch die Stärke eines Kontrolldecks.

Einige Zeit später, wir hatten mehrere Decks gebaut, neue Freunde gewonnen, da kam das Thema Landzerstörung auf. Wenn man an Fachbegriffe wie „Flooded“, Screwed“ und „Colorscrewed“ denkt, weiß man eigentlich automatisch wie nervig Landzerstörung sein kann. Nun ja, einer wusste es nicht. Beziehungsweise spielte er Reality Acid mit Vorliebe auch auf Länder. Ich versuchte es mit Argumenten, ich versuchte es mit Diskussionen. Mit Ärger et cetera. Aber es half nicht. Dann baute ich auch ein Deck mit der Säure und machte ihn platt, indem ich vorzugsweise nur auf seine Länder ging. Dann ging demjenigen ein Lichtlein auf, dass es in einem Spiel, in dem man oft genug Manaprobleme hat, nicht okay ist, wenn man die Manabasis angreift. Zumindest nicht am Küchentisch. Und seitdem ist Manazerstörung bei uns nicht mehr erlaubt. Wir führten weiterhin einen Gratismulligan ein, und wenn man jetzt ein Land oder weniger auf der Hand hat oder alternativ fünf oder mehr Länder, dann darf man die Hand vorweisen und nochmals gratis einen Mulligan nehmen. Seitdem haben wir beim Spielen von 60-Karten-Decks spannende Matches und einen Heidenspaß und sehr viele verschiedene Thematiken in den Decks, die man sonst nicht spielen könnte, weil sie zu schwach, zu langsam et cetera wären.

Warum erzähle ich euch dies? Ganz einfach. Ich möchte nun den Weg zeigen, wie man eben Lord of the Void und seine Freunde doch spielen kann.

Jemand – ich hörte mal sagen, es habe in Deutschland angefangen – erfand Highlander. Daraus entwickelte sich Elder Dragon Highlander und daraus wiederum das heute so beliebte Commander.

Und auch Commander kann man auf zwei Arten spielen: Turnier oder Küchentisch. Auf Turnieren bräuchte ich beispielsweise mit den Commanderdecks, die ich bisher hier vorstellte, nie auftauchen, ich ginge gnadenlos unter. Die meisten spielen Kombos oder so abartig starke Synergien, dass dort der Spielspaß für mich jedenfalls auf der Strecke bleibt. Klar, auch ich habe ein Turnierdeck. Aber zu Hause spiele ich es nicht. Denn mit meinem Commander-Turnierdeck, kann ich zu geschätzten 10% bereits in den ersten zwei bis vier Zügen gewinnen. Spätestens bis zum siebten Zug gewinne ich mit dem Deck. Es ist voll mit 2- und 3-Karten-Kombos. Aber ehrlich gesagt, es machte zwar am Anfang Spaß zu sehen, wie es funktioniert und es abzurunden, aber dann ließ die Freude schnell nach. Die Decks, mit denen ich Spaß habe, sind aber für Turniere nicht stark genug. Selbst wenn ich beispielsweise mein Erebos-Deck pimpen täte, das heißt, Dread Cacodemon, Reiver Demon einbauen, Lord of the Void und Kollegen ausbauen täte, es würde im Turnier untergehen. Denn es hat keine Unendlichkeitskombo und auch nicht genügend aggressive Synergien wie zum Beispiel das ebenfalls schwarze Deck um Skithiryx, the Blight Dragon.

Ergo, das Erebos-Deck könnte man getrost vergessen, wenn es nicht den Küchentisch gäbe. Ebenso viele andere Decks. Decks selber entwerfen und bauen ebenfalls. Allerhöchstens anpassen an sein Umfeld. Und genauso kann man Matches vergessen oder nur selten erleben, bei denen man mal obenauf und kurze Zeit später kurz vor dem Verlieren steht, nur um ein oder zwei Züge später wieder zurückzukommen und dann doch noch zu gewinnen. Genau das verstehe ich unter Spielspaß. Da ist es dann auch nicht so schlimm, dass man mal verliert, wenn man dafür ein spannendes Spiel hatte.

Und man kann Karten und Thematiken spielen, die sonst zu schwach wären. Siehe meine bisher vorgestellten Commanderdecks. Das bekomme ich am Turnier nicht. Denn dort geht es rein ums Gewinnen. Aber zu Hause will ich in erster Linie ein tolles Spiel, bei dem es hin und her geht und nicht einfach entweder mein Ding abziehen und gewinnen oder dem Gegner zuschauen, wie er sein Ding abspult.

Dass ich mit dieser Meinung nicht alleine dastehe, sieht man etwa auch bei diesem Artikel, der von den Wizards selber kommt. Da wird sogar wegen einer vermeintlich überstarkenConsecrated Sphinx diskutiert …

Und jetzt seid ihr dran! Diskutiert, was ihr zu stark ist und euch die Freude am Spiel verdirbt. Macht eure eigenen Regeln und vergesst nicht: Spaß ist, was ihr draus macht!