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Artikel / Berichte

Der Froschkönig
Magic Karten Beobachtungsliste 
Michael Diezel
10.07.2014
Von all den alten und neuen M15-Karten konnte eine sofort mein altes, schwaches Herz erwärmen …

Die einzige Möglichkeit, diese Karte noch großartiger zu machen, wäre es, alle Kreaturen statt in Frösche in Schafe umzuwandeln. Aber auch so erhalten wir mit dem Massenverfroschen nicht nur ein unterhaltsames Konzept, dumm dreinschauende Frösche und einen Spitzenspruch von Jalira, sondern erstaunlicherweise auch eine sehr anständige Karte. Das offensichtliche Vergleichsobjekt ist natürlich Sudden Spoiling, eine Rare, die zu ihrer aktiven Standardzeit, gelinde gesagt, für wenig Aufsehen gesorgt hat. Warum sollte sich das jetzt ändern?


1)

0/2 ist nicht gleich 1/1. Damit hättet ihr nicht gerechnet, oder? Im Ernst, während die Kampfstärke 1 in seltenen Situationen tatsächlich ein Ärgernis darstellt, ist die erzwungene Widerstandskraft 1 sehr relevant niedriger als die Toughness 2 bei Sudden Spoiling. Der Grund liegt in den ungefähr 200 Möglichkeiten, ohne großartigen Aufwand genau einen Schadenspunkt zu verursachen, während man für zwei meist richtig arbeiten muss. Genau das wollen wir heute ausnutzen.

2)

Blau ist die bessere Farbe als Schwarz. Gut, die aktuellen Ergebnisse des Standardformats weisen in eine andere Richtung, aber der Grundgedanke sollte klar sein: Normalerweise gibt es in Blau beziehungsweise mit den typischen Strategien von Blau mehr Möglichkeiten, einen solchen Effekt auszunutzen, als mit Schwarz. Der Totenkopfmagier geht schlichtweg weniger subtil vor.

3)

Das Metagame 2014 ist ein komplett anderes als 2006 zu Zeiten von Time Spiral. Damals gab es tatsächlich noch jede Menge Decks, die ohne völlig alberne Kreaturen ausgekommen sind. Heute beschränkt sich das normalerweise auf die verschiedenen Spielarten von Sphinx's Revelation. Das wiederum führt dazu, dass man verstärkt Karten wie Polymorphist's Jest einbauen kann, die nur irgendetwas machen, wenn der Gegner tatsächlich auch mit Kreaturen spielt.

Bei all diesen hervorragenden Argumenten ist es natürlich trotzdem so, dass die Karte auf sich gestellt nicht viel mehr ist als ein schlechter, überteuerter Fog. Doch es braucht nicht viel, um mehr rauszuholen:


Jede Kreatur mit einer Stärke von mindestens eins und einer Widerstandskraft von zwei oder mehr tauscht erfolgreich mit einem Frosch ab. Auch das mag banal klingen, aber tatsächlich gibt es jede Menge Situationen, in denen man so recht unspektakulär einen Karten- und Tempovorteil erwirtschaften kann.


Eine besondere Kombination ergibt sich mit den „Pingern“, also jenen Kreaturen, die eine aktivierte Fähigkeit besitzen, mit der sie einen Schadenspunkt verteilen können. Einfach möglichst viele dieser Effekte auf den Tisch legen, Frösche bauen und erlegen, ganz einfach.


Die elegante Massenvernichtung.

Nun ist es allerdings so, dass die von mir beschriebenen Karten nicht hundertprozentig standardlegal sind. Ein Hindernis, das gebe ich zu, aber kein unüberwindbares:


So sehen diese drei Karten im Jahr 2014 aus und in zwei Fällen ist das sogar noch deutlich besser als beim Original. Selbstverständlich hört es hier noch nicht einmal mit den Synergien auf, da ja wie angedeutet jede halbwegs kampffähige Kreatur zählt und auch weitere Pinger gibt es – zum Beispiel:


Letztendlich schadet es auch nicht, wenn ein Izzet Charm oder so plötzlich eine Karte wie Thassa, God of the Sea oder Polukranos, World Eater erledigen kann.

Ein weiterer Vorteil dieses Ansatzes ist, dass diese „Ping“-Effekte besser werden, wenn sie gehäuft auftreten. Klar, Izzet Staticaster schafft gerade mal Elvish Mystic oder Lifebane Zombie. Zusammen mit Chandra bekommt man schon Tidebinder Mage oder Ash Zealot klein, und wenn man dann noch Izzet Charm hinterherschießt, reicht es für fast alle Nicht-Götter.

Noch immer sind wir aber nicht am Ende unserer kleinen Kombinationen, denn es gibt ja noch diesen glorreichen Last Pick eines jeden Theros-Drafts:


Das womöglich schlechteste Basiliskenhalsband aller Zeiten hat im Vergleich zum gern gespielten Original weder Lifelink zu vergeben, noch einen Stoneforge Mystic im Schlepptau, der es sucht. Dafür kann der Gorgonenkopf in einem Deck gespielt werden, das nicht nur dank Izzet Staticaster großen Nutzen daraus zieht, sondern wo er auch hervorragend mit folgenden Gestalten harmoniert:


Erstschlag plus Todesberührung vernichtet nämlich annähernd jede Kreatur, die nicht selbst First Strike besitzt oder ein Gott ist. Das klingt jetzt vielleicht nicht so besonders, man muss diese ausgerüsteten Kreaturen ja nicht blocken beziehungsweise in sie angreifen, aber spätestens wenn Kollege Flammenseher auf einmal nicht mehr sinnvoll geblockt werden und man dadurch zwei Extrakarten pro Zug spielen kann, ist das nicht mehr so vernachlässigbar. Mal davon abgesehen können die wenigsten Decks gewinnen, ohne anzugreifen.

Das Schönste an all diesen erstschlagenden Dudes ist übrigens die integrierte Synergie mit den angesprochenen Pingern. Deren Schadenspunkt spätestens im Erstschlagschadensegment auf den feindlichen Mann gepackt erhöht die Durchschlagskraft direkt mal um eins und auch das ist schon sehr spürbar.


Bei all der Begeisterung habe ich noch gar kein Wort zu Circle of Flame gesagt. Das liegt ganz einfach daran, dass ich die Karte bestenfalls aus dem Sideboard holen würde. Zugegeben, wenn die Kombination Jest/Circle einmal wie geplant funktioniert, gibt es den Zorn Gottes für den Gegner und damit einen gewaltigen Effekt. Dieses „Wenn“ ist aber alles andere als marginal, immerhin muss der Gegner a) Kreaturen spielen, b) Kreaturen auf den Tisch bringen, c) Kreaturen auf dem Tisch behalten, d) mit Kreaturen gegen den Kreis und mindestens drei offene Mana angreifen. Gerade d) dürfte spätestens in Spiel 2 auch nicht mehr ganz so unproblematisch sein, weswegen wir noch ein wenig nachhelfen wollen:


Diese Karte wird ja hauptsächlich für das Kartenziehen gespielt, aber uns interessiert mehr die aktivierte Fähigkeit. Gegen echte Kreaturendecks nimmt man also tatsächlich sowohl Circle of Flame als auch den Zweizack ins Deck und gewinnt damit dann hoffentlich. Das Schönste an Thassas Waffe ist übrigens, dass der bekannte Kartenzieheffekt natürlich trotzdem ganz stark bleibt und man somit – quasi aus Versehen – auch eine richtig gute Sideboardkarte gegen Kontrolle integriert.

Somit sind wir auch schon beim Deck:


2 Nykthos, Shrine to Nyx
2 Island
6 Mountain
2 Mana Confluence
4 Steam Vents
4 Temple of Epiphany
4 Shivan Reef

3 Boros Reckoner
4 Stormbreath Dragon
4 Prophetic Flamespeaker
1 Keranos, God of Storms
4 Izzet Staticaster
4 Frostburn Weird
4 Ash Zealot


2 Gorgon's Head
2 Chandra, Pyromaster
2 Izzet Charm
3 Turn/Burn
3 Polymorphist's Jest

Sideboard:

1 Boros Reckoner
4 Firedrinker Satyr
1 Gorgon's Head
1 Keranos, God of Storms
4 Circle of Flame
2 Negate
2 Bident of Thassa


Süß, oder?

Damit ihr noch mehr Freude daran findet, hier noch ein paar mehr oder weniger offensichtliche Hinweise:

Boros Reckoner interessiert sich nicht im Ansatz dafür, woher der Schaden kommt, der auf ihn geworfen wird. Falls ihr also gerade kein lohnenderes Ziel für den Staticaster findet, pingt einfach die Kuh!
P
Prophetic Flamespeaker macht ungeblockt zwei Schadenspunkte und das bedeutet auch, dass zwei Karten mit seinem Trigger aufgedeckt werden. In seltenen Fällen lohnt es sich, dies tatsächlich korrekt abzuwickeln, sich also die erste Karte auch schon im Erstschlagschadensegment zu greifen. Mit etwas Glück deckt man einen der Spontanzauber auf und kann dadurch womöglich den Ausgang des verbliebenen Kampfs beeinflussen.
P
Seid nicht zu gierig mit Polymorphist's Jest. Als schnödes Turn gespielt, um eine einzelne störende Kreatur zu beseitigen, ist das zwar nicht der allerbeste Auftritt, aber immer noch besser, als am Ende an genau dieser Kreatur zu sterben, weil man zu gierig war.
P
Die beiden Verfroschen (Turn und Polymorphist's Jest) funktionieren prinzipiell so, als würde man über die vorhandene Kreatur so eine 1/1-Frosch-Tokenkreatur legen. Das bedeutet aber auch, dass alle angelegten Auren oder draufgepackten Marken noch ihre Wirkung entfalten. Blöd.

Ein Alternativdeck könnte übrigens genau die andere Route nehmen und die blauen Kreaturen als Basis verwenden. Die haben zwar alle kein Erstschlag und auch der Splash von Chandra dürfte schwierig werden, dafür gibt es eine noch höhere Kartenqualität und vor allem stabileres Mana. Wobei, mit den zwölf zweifarbigen Ländern, die es dank M15 und Shivan Reef jetzt gibt, läuft so ein Splash einer doppelfarbigen Karte viel besser als gewohnt.

Dies also mein erster Ansatz mit M15, es werden noch einige folgen … Bis dahin wünsche ich euch jetzt aber erst einmal viel Freude beim Prerelease eurer Wahl, möge Garruk mit euch sein!

Der MiDi