Startseite | Kontakt | Über uns

Artikel / Berichte

Prüfung bestanden
Magic Karten Beobachtungsliste 
Philipp Jedelhauser
29.04.2014
Prüfungen … das ganze Leben besteht daraus. Sie bringen uns unserem Ziel näher, nur müssen wir sie zuerst bestehen!
Was Magic betrifft, war nach einer langen Selbstfindungsphase, in der ich fast bei jedem großen und kleinen Standardturnier ein neues Deck ausprobiert habe, mein Ziel klar und deutlich: Ein Deck zu basteln, das mich länger begleitet, Spaß macht und wettbewerbsfähig ist. Also habe ich mich auf die Suche nach unentdeckten Synergien begeben, die auch konkurrenzfähig genug sein sollten, um mit den Topdecks mitzuhalten.

Das war keine leichte Prüfung. Und wo wir schon beim Thema sind, gibt es denn nicht seit Theros genau fünf Prüfungen, die mich magisch anziehen?


Es geht also um die Ordeals.

Im Limited sorgen sie ja schon von Anfang an für fast unschlagbare Starthände, aber trotz ihrer Stärke hat noch keins für Furore im Constructed gesorgt. Alle fünf sind billig, können aus einer unscheinbaren Kreatur eine ordentliche Bedrohung werden lassen, haben gute bis sehr gute Synergien mit den Blockmechanismen und liefern zusätzlich noch einen mehr oder weniger starken Nebeneffekt. So betrachtet ist das eigentlich enorm viel Potenzial in einer einzelnen Karte, und doch ist die Rechnung so leicht nicht zu machen!

Der größte Nachteil ist der Zwei-für-eins-Tausch, den man seinem Gegner anbietet. Die Prüfung muss ja bestanden werden, das sind im Regelfall drei Angriffe, die der Prüfling überleben muss. Außerdem passen sie nicht in jedes Deck, am liebsten spielt man so eine Prüfung präzise auf der Manakurve, was aggressive Kreaturendecks bevorzugt. In diese passen wiederum die Effekte der einzelnen Farben nicht immer ideal. Zudem sind die Antworten, die im Constructed warten, billig und flexibel.

Nach dieser Risikoauswertung finde ich nur zwei der Ordeals stark genug fürs Konstruieren eines Standard-Decks, weil sowohl der jeweilige Effekt gut synergiert als auch die Möglichkeiten vorhanden sind, die Schwächen auszugleichen: Ordeal of Erebos und Ordeal of Thassa. Von diesen beiden sieht mir persönlich die schwarze Karte mehr nach einem Deckplan aus. Also habe ich am Freitagnachmittag mein Standardarsenal nach passenden Karten durchwühlt und bin mit folgendem Deck vorsichtig optimistisch zum FNM:


4 Soldier of the Pantheon
4 Rakdos Cackler
4 Favored Hoplite
4 Hero of Iroas
2 Pain Seer
4 Herald of Torment
2 Spiteful Returned


4 Ordeal of Erebos
3 Gods Willing
3 Thoughtseize
2 Orzhov Charm
2 Gift of Orzhova

4 Godless Shrine
9 Swamp
9 Plains


Nach vier Runden und zwei Siegen war mir klar, dass ich das Standardmetagame zwar nicht revolutionieren werde, aber auf ein interessantes und starkes Deck gestoßen bin.

Ich habe gegen vier unterschiedliche Decks gespielt und durchwegs gute Ergebnisse erzielt.

Mein erster Gegner spielte blau-weiß-rote Kontrolle: 1:2.
Der zweite grün-rote Monster: 2:0.
Nummer 3 war rotes Fullaggro: 2:1.
Das letzte Spiel gegen Naya-Hexproof: 1:2.

(Die Ergebnisse spielen in der weiteren Betrachtung natürlich kaum eine Rolle und sind nicht gerade allgemeingültig, aber ich liebe vollständige Informationen.)

Jetzt zum Deck …


Die Prüfung:


Herzstück und neue Dimension in diesem aggressiven Deck ist das Ordeal of Erebos. Fast alle anderen Karten bieten die ein oder andere Synergie damit und so lässt es sich öfter und ungefährlicher auslösen, als man befürchten müsste. Passiert das, auch gern mal nach einem Thoughtseize, ist das verheerend für den Gegner, und mit dem ersten Ordeal habe ich bisher noch immer zwei Handkarten erwischt! Sprich: Es funktioniert, es ist böse, es macht höllischen Spaß!

Aber wie bestehen wir diese Prüfung zuverlässig? Zum Glück gibt's da im Block ja noch ein paar Burschen und andere Karten, die hervorragend damit zusammenarbeiten und den Auslöser beschleunigen können.


Die Prüflinge:


Wie bei allen Prüfungen gibt es in unserem Deck unterschiedliche Leistungsklassen. Da wären zum Start die Minimalisten. Jeder kennt sie: Die, die nur so viel tun, um zu bestehen. Soldier of the Pantheon ist gegen viele Kreaturenvernichtungssprüche und Kreaturen einfach mal immun. Damit bietet er je nach Gegner ein sicheres Ziel für unsere Verzauberungen, einen nicht zu unterschätzenden Blocker oder situationsabhängige Unblockbarkeit. Favored Hoplite und Rakdos Cackler sorgen für die ein oder andere Extramarke und den ein oder anderen Extraangriff weniger, um das Ordeal auszulösen.

Natürlich gibt es auch die Streber, allen voran Hero of Iroas. Mit dem Held bringt man sehr viel schneller sehr viel mehr Druck aufs Feld und hat oft die Möglichkeit Gods Willing offen zu halten. Nebenbei wächst er selbst ziemlich schnell zu einer wahren Bedrohung an und synergiert durch den heroischen Auslöser wunderbar mit der Prüfung, die nur noch für ein schwarzes Mana gewirkt werden muss. Pain Seer sorgt für noch mehr Kartenvorteil. Da das Deck allerdings schon fast selbstmörderisch viel Schaden in die falsche Richtung schießt ist er mit Vorsicht zu genießen. Aber gepaart mit den verschiedenen Pump- und Evasionsprüchen ist er in der Lage, dauerhaft anzugreifen und Zug um Zug Karten zu generieren. Mit Gift of Orzhova übernimmt er auch gerne einfach mal ein Spiel.

Und damit wir uns immer bewusst sind, dass eine Prüfung mit gewissen Qualen einhergeht, runden wir die Vorbereitungen ab mit zwei mächtigen Göttergaben: Spiteful Returned und Herald of Torment sind beides überaus aggressive Kreaturen, mit denen man zwar lieber seine Soldaten, Streber und Seher verzaubert, die allerdings auch selbstständig Druck aufs Spielfeld bringen können.


Trickreich die Prüfung bestehen:


Eine Prüfung ist leichter zu bestehen, wenn man das Gefühl bekommt, dass einem Flügel wachsen und zufällig hat Orzhov da was im Angebot, eine Gabe sozusagen. Gift of Orzhova bietet noch mehr Evasion für Pain Seer, noch mehr Heroictrigger und ist mit den Fähigkeiten von Hero of Iroas auch noch sehr günstig spielbar. Wenn wir jetzt auch noch eine Möglichkeit hätten, all die Lebenspunkte zurückzubekommen, die wir zahlen … oh ja, die Flügel passen hervorragend. Einzig bei Soldier of the Pantheon sind sie etwas deplatziert.

Und auch sonst haben wir ein paar Asse im Ärmel, um Erebos leichter zufriedenzustellen: Mit Thoughtseize schielen wir nicht nur unauffällig auf die Hand und den Plan des Gegners, sondern bringen ihn auch gleich mal um wichtige Antworten. Das sollte uns helfen, den entscheidenden Schlag richtig zu platzieren.

Der Name der nächsten Karte sagt alles. So die Götter wollen, kann man eigentlich gar nicht verlieren. Nicht nur schützt Gods Willing uns vor dem gefürchteten 2:1-Tausch. Ob man nur einen Angriff durchbringen muss, eine Marke mehr braucht, es einen Zerstörungspruch zu überleben gilt, ob wir einen Blocker brauchen oder manchmal wirklich nur die oberste Karte hellsehen wollen, die Karte ist die Allzweckantwort auf die Alltagsprobleme eines Magic-Spielers. Zwei Orzhov Charms runden die göttliche Unterstützung ab.


Aus jeder Lektion lernen:

Obwohl die Synergien im Deck oft perfekt ineinandergreifen sind mir in der Rohversion einige grundlegende Schwächen aufgefallen. Zwölf 1-Mana-Männer sind zu viel, um ein stabiles mittleres und spätes Spiel aufzubauen, und das Deck ist nicht ganz so schnell, als dass es auf diese Option verzichten will. Deswegen ist die Hälfte durchgefallen und wird durch stabilere Karten ersetzt.

Es gehen Rakdos Cackler und zwei der Soldier of the Pantheon. Favored Hoplites bleiben, da sie von allen am besten mit dem Rest zusammenarbeiten. Sowohl das ständige Wachsen durch die Heroischfähigkeit als auch die Schadensverhinderung, die manchmal für freie Angriffe sorgt (und somit zum Beispiel das Ordeal auslösen kann) funktionieren einfach wunderbar.

Neu im Team sind:

Die Zombies sind als Einziges ganz neu dazugekommen, aber alle ihre Fähigkeiten passen einfach gut ins Deck. Das Spicken auf die gegnerischen Karten ist sehr hilfreich und auch die Evasion funktioniert in diesem Deck noch einen Tick besser, als sie sonst schon ist. Wer es lieber etwas stabiler mag, dem würde ich Fiendslayer Paladin empfehlen. Außerdem werden je zwei Sümpfe und Ebenen durch viermal Temple of Silence ersetzt, was bei der neuen Auslegung mit weniger Kreaturen für ein Mana besser funktioniert. Boon of Erebos ist auf jeden Fall noch so eine Karte, die man ins Deck schmuggeln kann, aber damit muss ich noch etwas experimentieren.

Meine neue Liste sieht nun so aus:


2 Soldier of the Pantheon
4 Favored Hoplite
4 Hero of Iroas
3 Pain Seer
4 Herald of Torment
3 Spiteful Returned
2 Lifebane Zombie


4 Gods Willing
3 Thoughtseize
2 Orzhov Charm
4 Ordeal of Erebos
3 Gift of Orzhova

4 Godless Shrine
4 Temple of Silence
7 Swamp
7 Plains


Ich kann leider noch mit keinem abgestimmten Sideboard aufwarten, da ich zurzeit zu wenig zum Testen komme, aber im Grunde kann man sich hier an anderen schwarz-weißen Aggrodecks orientieren. In Racesituationen hat sich als Besonderheit allerdings Ordeal of Heliod als sinnvoll erwiesen.

Mit Journey into Nyx freut sich diese Version des Decktyps auf jeden Fall auf Mana Confluence. Auch sonst gibt es für die Orzhov-Farben einige interessante neue Karten, gerade was aggressive Decks betrifft. Ich bin schon gespannt aufs Ausprobieren und werde bei Interesse gerne weiter berichten.

Viel Erfolg mit euren Prüfungen! Und immer daran denken: Timing und Vorbereitung sind alles.

Mit freundlichen Grüßen
Phil