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Artikel / Berichte

Die Godyssee geht weiter
Magic Karten Beobachtungsliste 
Torben Thies
14.02.2014
Wie es alle paar Monate so üblich ist, befinden wir uns gerade mitten im Zyklus einer neuen Setveröffentlichung!
Diese hat auch bei Born of the Gods mit Spoilerhype angefangen, ging über in die Bekanntwerdundung der gesamten Edition und massive Beschwerden, wie schwach denn alles sei und dass Homelands dagegen eine Sternstunde des Designs war. Wenig später wird der gesamten Community klar, dass Limited doch einigermaßen spaßig ist. Und nach dem ersten großen Constructed-Turnier stellt das Schwarmhirn fest, dass doch einige spielbare Karten vorhanden sind und alles ja ganz gut ist und sowieso niemand je an diesem Set gezweifelt hat.

Ich persönlich entziehe mich meist dieser Debatte, weil ich ziemlich empirisch veranlagt bin, was Aussagen über Kartenqualität angeht. Für mich muss alles erst mal in der Praxis seitwärts gedreht werden, um bewertet werden zu können.

Das bedeutet nicht, dass ich nicht gern spekuliere und Theorien zum Besten gebe (das ist schließlich genau das, was ich heute hier mache), aber ich habe mittlerweile schon so viel gesehen, dass absolute Aussagen keine Bedeutung mehr für mich haben. Beim Prerelease unspielbare Lhurgoyfs sind heutzutage wortwörtlich die halbe Miete, Jace, the Mind Sculptor hat sich als ein klein wenig besser als „okay“ herausgestellt und Kalonian Hydra hat für ihr vergleichsweise junges Alter schon einige Aufs und Abs erlebt.

Deshalb behandle ich alle legendären Kreaturen, die ich heute auf ihre Fähigkeiten als Commander im Commander hin beleuchte, erst einmal als gleichwertig. Irgendwann wird sich natürlich zeigen, wer mehr Führungspotenzial besitzt und wer eher für einen Schreibtischjob in einer versteckten Ecke geeignet ist. Weil es aber in der bunten Welt riesigen Decks selten objektive Antworten gibt, lasst euch nicht davon abhalten, Barktooth Warbeard zu spielen. Ein großartiger Name reicht manchmal als Grund völlig aus. Den und noch viel mehr hat auf jeden Fall …


Brimaz, King of Oreskos

Dass Oreo-Matze (so nennen ihn die coolen Kids – also ich nenne ihn so und hoffe, dass es sich wie ein Lauffeuer verbreitet) im Standard und vielleicht sogar Modern spielbar ist, könnte dicker nicht in seiner Textbox stehen. Im Commander tue ich mich aber traditionell schwer mit weißen Würsten, wobei Brimaz schon in ein sehr appetitliches Paket gepresst ist. Er passt wunderbar in Boots wie Lightning Greaves (dazu gleich noch mehr) und ist ein weiterer Spielsteingenerierer, die Weiß neben Grün am besten ausnutzen kann. Das größte Problem mit ihm wird sein, aus den kleinen Katzen Profit zu schlagen. Weil sie sich immer am Kampf beteiligen müssen, wäre es ideal, wenn sie denn auch überleben. Dazu eignet es sich, eine Playlist aus beispielsweise Glorious Anthem und Marshal's Anthem anzulegen und Charakterstärken wie Intangible Virtue und Honor of the Pure zu zeigen. In Mehrspielerrunden kann man natürlich manchmal auch Glück haben und immer einen Spieler ohne Defensive zur Hand haben, aber verlassen würde ich mich darauf nicht.


Sowohl Brimaz als auch seine Puosse verfügen über zwei äußerst nützliche Kreaturentypen, die man nicht unbeachtet lassen sollte. Soldaten können nicht nur von Captain of the Watch, Cenn's Tactician, Daru Warchief, Field Marshal oder Veteran Swordsmith vergrößert werden, sondern profitieren auch davon, dass viele Karten (Decree of Justice oder mal wieder die Elspeths) eine riesige Menge an Tokens dieses Typs erzeugen. Mit Catapult Master sind sie dann sogar regelrechte Abrüstmaschinen. Aber auch die Suche nach Katzen war nicht ganz unergiebig. Ignoriert man Ergebnisse, die mit Cathedral, Catapult, Aurificationcation> oder Cathar zu tun haben, finden sich zwei schmucke Leonin, die gut in so ein Deck passen würden: Kemba, Kha Regent und Raksha Golden Cub. Zum Katzentanz müssen die allerdings ausgerüstet sein, was aber eh gut in solch ein Deck passt. Darüber freut sich zusätzlich nicht nur Auriok Steelshaper, sondern auch Katzen wie Leonin Shikari, Leonin Squire, Skyhunter Cub oder Taj-Nar Swordsmith, die alle explizit Equipment erwähnen. Ihr braucht euch vom Qualitätslevel her also echt nicht zu schämen, wenn ihr Katzenberge errichten wollt.

Neben Brimaz befindet sich übrigens nur noch eine nicht-göttliche Legende im Set, nämlich …


Tromokratis

Ihr müsst keinen Krakhaufen ins Feld führen, um Tromokratis zu spielen, aber haken wir den Krakengarten trotzdem kurz ab. Kraken gehören in Magic zum Seemonsterquartett, das man auf Karten wie Whelming Wave und Quest for Ula's Temple finden kann. Will man diese Route einschlagen, hat man gute Optionen in Deep-Sea Kraken, Tidal Kraken, Kederekt Leviathan, Lorthos, the Tidemaker, Inkwell Leviathan, Stormtide Leviathan und Trench Gorger. Nur kann man sich in blauen Decks nicht immer an High Tide festhalten und hohe Manaregionen bedürfen wohl oder übel einer Koalition mit den Grünen. Da ist Tromokratis aber nicht mehr der unangefochtene König und muss sich wohl etwaigen Usurpatoren beugen.


Deshalb kann ich mir Tromokratis eher in einer sogenannten Voltron-Strategie vorstellen, die versucht, die sagenumwobenen 21 Kommandeursschadenspunkte durchzupressen. Seine zwei inhärenten Fähigkeiten könnten so einen Ansatz explosiv wie Krakatau machen. Ihr müsst euch nur im Kampf darum kümmern, ihn zu schützen, was Blau sehr gut mit Counterspell, Misdirection und ähnlichen Effekten schafft. Zusätzlich ist es so gut wie unmöglich für eure Gegner, Tromokratis zu blocken. Er muss nur euch oder jemand anders während seines letzten Zugs angegriffen haben und schon hat er den Tintenfischsalat. Effekte wie Claustrophobia helfen auch sehr, um das gleiche Ziel zu erreichen. Ausrüstungen stehen ihm übrigens ebenfalls ausgezeichnet. Trinket Mage (ich leide an Trinketmageerwähnungszwang, ich weiß) kann beispielsweise Basilisk Collar suchen, um Tromokratis zu Krakula zu machen. Okay, ich höre jetzt wirklich auf mit den schlechten Krakenwortspielen, ansonsten gehe ich noch als Lenny Krakwitz in die Geschichte ein.

Das war es auch schon mit den nicht-göttlichen Legenden. Wenden wir also den Blick gen Himmel und entdecken …


Ephara, God of the Polis

Ihr könntet nach meinem Artikel bemerkt haben, dass es sich bei Ephara um meine bisherige Lieblingsgöttin handelt (ich setze noch große Hoffnungen in Keranos und Athreos). Sie erwartet so wenig und gibt so viel, während sie den Spieler für stinknormales Magic-Spielen belohnt. Eine schöne Karte. Viel mehr habe ich dennoch nicht mehr zu ihr zu sagen, die Ode an sie ist schließlich fertig. Wendet euch einfach vertrauensvoll an diese Adresse, falls ihr nach Inspiration sucht.


Phenax, God of Deception

Ganz anders schaut es mit dem Gott der Diebe, Scharlatane und sonstiger Tunichtgute aus. Dessen Fähigkeit sieht auf den ersten Blick für Limited bombig und in allen anderen Formaten, allen voran Commander, unspielbar aus. Zuerst habe ich mir auch gedacht: „Ich soll 100 Karten millen? Von mehreren Spielern? Danke, aber nein, danke.“ Dann ist mir aber aufgefallen, dass Phenax es offen lässt, wessen Karten man denn in den Friedhof legen möchte. Wer also gern Leichen fleddert, findet hier seinen General. Dabei steht es euch offen, was ihr denn anschließend wieder hervorholt. Man könnte beispielsweise diverse Flashback-Sprüche mit Catalyst Stone oder Altar of the Lost bezahlbar machen, um nicht nur durch Forbidden Alchemy oder Chainer's Edict Kartenvorteil zu erzeugen, sondern auch eine furiose Army of the Damned zu beschwören.


Steht euch eher der Sinn nach nach gutem alten Kreaturenkampf, könnt ihr Phenax auch mit nicht-grünen Lhurgoyfs wie Mortivore, Bonehoard und Nighthowler verbinden. Alternativ beziehungsweise zusätzlich bieten sich bei vollen Friedhöfen natürlich auch diverse Reanimationsansätze an, die von gezielten Effekten wie Reanimate bis zu Massenzombifizierungen à la Living Death reichen.

Das größte Problem für Phenax sehe ich in der Kreaturenauswahl. Am besten eignen sich aufgrund ihres dicken Hinterns Mauern, die gleichzeitig noch eine passable Defensive aufbauen, um den Mühlplan in Gang zu bringen. Doorkeeper ist beispielsweise ganz witzig und auch thematisch passend. Zusätzlich fallen mir spontan noch Drift of Phantasms, Floodgate, Fog Bank, Hover Barrier, Mnemonic Wall, Wall of Air, Wall of Deceit, Wall of Frost oder Wall of Souls ein. (Die Karten sind übrigens nur ganz zufällig alphabetisch geordnet; mir würde nie in den Sinn kommen, gezielt im Gatherer zu suchen und euch gut informierte Ratschläge zu geben.) Der gesamte Plan hört sich dann doch ziemlich nach einer Rube-Goldberg-Maschine an, könnte aber durchaus traumatisierend für eure Gegner enden.

Oh, und wenn ihr wie ich ein Fan von Fatalithies seid, greift doch zu Mortal Combat, das zwar vom grafischen Standpunkt her nicht mehr ganz aktuell ist, aber spielerisch immer noch mithalten kann.


Mogis, God of Slaughter

Es gibt so Legenden, die einen völlig kalt lassen, sehen sie auch noch so heißblütig aus. Der gute Mike Mogis ist so ein Fall. In einem Format, in dem Spieler mit 40 Lebenspunkten beginnen, sind zwei Schadenspunkte meist ziemlich verschmerzbar. Schön ist natürlich, dass der Minotaurengott jeden Gegner gleichmäßig bestraft. Eventuell besteht eine mögliche Strategie, Mogis doch noch zu Relevanz zu verhelfen, darin, globale Schadenseffekte aufeinanderzuhäufen. Ich denke da an Sulfuric Vortex, Heartless Hidetsugu, Earthquake, Price of Knowledge, Spiteful Visions, Havoc Festival, so etwas in der Art.


Alternativ gibt es noch die wenig subtile, brutale Haudraufmethode, die sich in Multiplayerrunden aber schwerlich als erfolgreich erweisen dürfte. Ist euer Feind allerdings des Öfteren lediglich im Singular anzutreffen, könnte es sich wiederum lohnen, mit Goblin Guide zu starten und bei Mogis aufzuhören. Insgesamt bin ich wirklich kein Fan dieser Gottheit, was euch jedoch nicht davon abhalten soll, mich bezüglich meiner Meinung zu ihrer Spielbarkeit eines Besseren zu belehren.


Xenagos, God of Revels

Unser aller liebster Gruul-Planeswalker bis auf Domri Rade (sorry, Sarkhan) ist zum Gott auf-/ab-/umgestiegen und hat dabei anscheinend seine Liebe zu dicken Monstern entdeckt. Was ist eigentlich mit dem alten grün-roten Gott passiert? Oder gab es vorher keinen? Ich muss irgendwie an eine Textzeile von Tele denken: „Vor zehn Jahren haben hier nur Omis gewohnt, die sind verjagt worden, nur wohin, ist nie gesagt worden.“ Ungewohnterweise für mich schweife ich ab, kriege aber hoffentlich wieder die Kurve zum eigentlichen Thema.


Aufs Simpelste heruntergebrochen haben wir bei Xenagos ein Fires of Yavimaya mit jeder Menge Amphetaminen vor uns. Ähnlich wie bei Mogis ist dabei klar, dass die Reise ins Gesicht des Gegners gehen soll. Anders als Mogis erledigt Xenagos seinen Job allerdings gezielt und effektiv. Dabei nutzt ein Deck, das auf ihm basiert, seine Fähigkeiten ohne viel Schnickschnack und geht gleich zur Sache. Im Prinzip müsst ihr euch bloß die dicksten Tiere suchen, die ihr so finden könnt, das Ganze noch mit ein wenig Manabeschleunigung kombinieren und schon habt ihr einen soliden Plan.

Man kann aber durchaus auch ein bisschen wählerischer bei seinen Beefcakes sein. Es gibt nämlich einige Fähigkeiten, die wunderbar mit Xenagos harmonieren. Double Strike zum Beispiel sieht ziemlich verführerisch auf riesigen Kreaturen aus. Wrecking Ogre, Fireshrieker oder Savageborn Hydra sind deshalb nicht zu verachten. Frustrierend ist es derweil, wenn die eigenen Schläger zwar haushoch sind, aber trotzdem von Saprolings, Soldaten und anderem Gewürm aufgehalten werden. Hier helfen unter anderem Archetype of Aggression, Ghor-Clan Rampager, Hunter's Prowess, Kessig Wolf Run (gern auch mal für null), Loxodon Warhammer, Skarrg Guildmage, Brawn oder Primal Rage. Und eventuell können über diese Gemeinsamkeit ja sogar er und Nylea, God of the Hunt noch beste Freunde werden. Weitere Vorlieben, die ich auf Xenagos' Elitepartner-Profil entdeckt habe: Hexproof (feed the troll) und zusätzliche Kampfphasen.


Karametra, God of Harvests

Zu guter Letzt befassen wir uns mit einem altbewährten Plan, der im Commander eigentlich nie schiefgehen kann. Karametra ist die perfekte Anführerin eines Rampdecks, das sich in große, gemeine Effekte beschleunigen möchte. Das können einzelne Kreaturen (Rampaging Baloths, Terastodon, Woodfall Primus, Nicht-Emrakul-Eldrazi) oder riesige Armeen aus Decree of Justice oder Entreat the Angels sein, die dann von Mirari's Wake, Elesh Norn, Grand Cenobite und ähnlichen Dingen vergrößert werden. Beide Welten verbinden sich übrigens ideal in Craterhoof Behemoth.


Ein Deck, das um Karametra herumgebaut ist, wird meist kein kreatives Neuland betreten. Wen das nicht stört, findet hier einen wirklich effektiven General. Habt ihr allerdings Lust auf die Magic-Demeter, wollt jedoch mal einen leicht abwegigen Pfad einschlagen, dann probiert, mit Rude Awakening oder Natural Affinity zu gewinnen. Zugegeben, so richtig weit draußen ist das auch nicht, aber versucht einmal, etwas mit unendlich Mana anzustellen, das noch nicht jemand vorher getan hat. Genesis Wave ist ein alter Hut, diverse Elfen sind nicht neu. Hm, Kamahl, Fist of Krosa vielleicht? Fakt ist, Möglichkeiten, Mana auszugeben, finden sich in Magic an jeder Ecke. Investiert es einfach in etwas, das euch Freude bereitet, dann könnt ihr nichts falsch machen.


Kinder, Kinder, diese Götter sind ja schon gute Inspirationen für neue Decks. Eigentlich bin ich gerade echt zufrieden mit Talrand, Sky Summoner und Trostani, Selesnya's Voice. Aber Ephara sieht so toll aus! Und die restlichen fünf in Journey into Nyx werden mir bestimmt auch wieder den Mund wässrig machen. Vielleicht habe ich euch bis dahin ja angefixt, die eine oder andere Idee einmal auszuprobieren. Habt Spaß beim Bauen!